Großregion SaarLorLux
Website Thomas Abel

Rettel

Rettel ist ein typisch lothringisches Dorf. Es liegt zwischen Thionville (deutsch: Diedenhofen) und Sierck-les-Bains direkt an der Mosel. Die Gemeinde Rettel hat rd. 700 Einwohner und gehört zum Arrondissement Thionville-Est und zum Kanton Sierck-les-Bains und damit zum Département Moselle in der früheren Region Lothringen, jetzt Grand Est. Das Gemeindegebiet umfasst 6,89 km².

Der Ort wurde 620 erstmals als »Valla Rotovallum« erwähnt. Heute gibt es noch viele alte Häuser, u.a. auch das alte ›Zehntgebäude‹.

Das »Kloster Rettel« in Rettel war über Jahrhunderte eine bedeutende Benediktinerabtei, seit dem 15. Jahrhundert ein wichtiges Kartäuserkloster in Lothringen.

      

Geschichte

Postkarte von 1906

Die Anfänge des Klosters liegen im Dunkeln. Nach der Retteler Überlieferung galt im Jahr 800 »Effetia« als Gründerin des Ortes. Sie soll angeblich eine Schwester Karls des Großen gewesen sein und im nahen Haute-Contz ihre Residenz gehabt haben. Der Geschichtsforschung ist sie jedoch nicht bekannt. Möglicherweise könnte sie aber auch eine Schwester Hildegards, der zweiten Gemahlin Karls des Großen gewesen sein.

Das Kloster, ursprünglich ein Frauenkloster, soll durch Papst Leo III., der 799 und 804 in Deutschland weilte, zu Ehren des Papstes Sixtus geweiht worden sein.

An der karolingischen Gründung ist nach dem Befund der Ausgrabungen in der Stephanuskapelle (1605/ 1616,1655), die drei Beisetzungen von vornehmen Personen in Trapezsarkophagen erbrachte, wohl nicht zu zweifeln.

Die Vogtei über Rettel hatten 1193 - vermutlich als Lehen der Herzöge von Lothringen - die Herren der nahen Burg Sierck.

Die Abtei scheint zu Anfang des 15. Jahrhunderts zerstört worden zu sein. Auf Betreiben Margarethas, der Witwe des Herzogs Karls II. von Lothringen, wurde sie im Jahre 1431 den Karthäusem (Mönche) übertragen.

Das Klostergebäude wurde 1467 dem Dechanten des Landkapitels Perl übertragen, der dort mit fünf Geistlichen eine Klerikergemeinschaft bilden sollte.

Der Visitationsbericht von 1743 bietet für die Pfarrei Rettel folgende Einzelheiten:

Die Karthause war aufgrund ihres exklusiven Zehntrechts in der Gemarkung baupflichtig für Chor und Schiff der Kirche. Der Prior der Karthause übte das Pastronatsrecht aus und bestellte für die Seelsorge einen Vikar, der in der Karthause wohnte.

Bei der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse in französischer Zeit (1802) blieb Rettel als Hilfspfarrei (Sukkursale) der Kantonspfarrei Sierck bestehen.

In Apach, Sehndorf, Wochern, Borg und Teilen von Tünsdorf besaß die 1431 gegründete Karthause in Rettel Güter und Rechte. Diese gehen zurück auf ältere Besitzungen der Benediktinerabtei St. Sixtus in Rettel, welche 1084 bezeugt sind.

Einer der großen Höfe in Wochern, der heute unter Denkmalschutz stehende Dundeshof (Donatusring 8), gehörte so ebenfalls dem Kloster Rettel, dessen Wappen mit dem lothringischen Doppelkreuz noch an dem Portal des alten Hauseinganges zu erkennen ist.

Diese Besitzrechte sollen auch Namensgeber der heutigen Weinlagenbezeichnung »Sehndorfer Klosterberg« sein.

So ist überliefert, dass die Einwohner von Borg 1718 den Prior der Karthause um die Überlassung von Bauholz für ihre Kirche baten, die 1728 vollendet war.

Im 2. Viertel des 18. Jahrhunderts erfolgte ein Neubau des Klosters Rettel nach dem Vorbild der Kartause von Bosserville, die selbst im 17. Jahrhundert von Rettel aus gegründet worden war.

Während der Französischen Revolution wurde das Kloster aufgehoben und die Gebäude zum Abbruch versteigert.

Das Kloster hatte eine bekannte Kunstwerkstatt. Noch heute sind viele Holzschnitzereien und Gemälde, Altäre und Heiligenfiguren in den umliegenden Kirchen und Kapellen vorhanden, die aus der »Retteler Werkstatt« stammen, so auch die Barockaltäre der Perler Kirche.

Danach richteten sich Dominikanerinnen in den Ruinen der Kartause ein Kloster ein. 

Nach schweren Beschädigungen 1944 durch den Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster endgültig aufgegeben. Erhalten sind nur Reste der Seitenflügel des Klosters und einige Fundamente.

Die wenigen erhaltenen Baureste und vor allem ein Stich des 18. Jahrhunderts geben uns jedoch ein zuverlässiges Bild vom barocken Kartäuserkloster:        

Die einschiffige Kirche hatte zur Mosel hin eine Fassade mit monumentaler Säulenordnung, flankiert durch schlossartige Klosterflügel. Dahinter lag der große rechteckige Kreuzgang mit Klostergarten und den Einzelhäusern der Mönche.