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Das Oppidum auf dem Martberg bei Pommern

Martbergtempel, Foto © D. Herdemerten, CC BY-SA 3.0

Der Martberg liegt zwischen Pommern und Karden an der Untermosel, ca. 40 km vor deren Mündung in den Rhein am »Deutschen Eck« in Koblenz.

Auf dem Martberg befand sich in vorrömischer Zeit ein »Oppidum« der Treverer und in römischer Zeit ein ausgedehnter Tempelbezirk, in welchem der vor allem bei den Treverern der Gott Mars Lenus verehrt wurde. Der Name »Martberg« lässt sich auf die Verehrung dieser Gottheit zurückführen.

Der Martberg ist ein Tafelberg, dessen höchster Punkt bei 273 m über NN und somit ca. 190 m über dem Niveau der Mosel liegt. Gemeinsam mit dem benachbarten Hüttenberg bildet der Martberg ein Bergplateau mit einer Gesamtfläche von mehr als 70 ha.  Das Plateaufällt an drei Seiten in sehr tief eingeschnittene Täler.

Im Süden wird das Plateau durch die Mosel begrenzt im Nordwesten durch das Pommerbachtal und im Nordosten durch das Brohlbachtal. Nur über einen schmalen Grat ist es von Norden her zu erreichen.

Ausschlaggebend für die Besiedlung des 40 ha großen Bergplateaus auf dem Martberg im 4. Jhdt. v. Chr. und war wohl seine verkehrsgünstige Lage. 

Unmittelbar an der Ostseite des Bergs verlief eine alte Querverbindung, welche die beiden wichtigen, über den Hunsrück und die Eifel verlaufenden Verkehrsachsen miteinander verband. Am Fuß des Martbergs ließ sich zudem die Mosel noch bis ins 19. Jhdt. durch eine Furt durchqueren.

          

Forschungsgeschichte

Seit Alters her ist der Martberg als reiche Fundstätte römischer Altertümer bekannt. Bereits der keltische Stamm der Treverer erbaute auf dem Martberg eine befestigte Großsiedlung, ein sogenanntes Oppidum.

Innenraum Martbergtempel, Foto © D. Herdemerten, CC BY-SA 3.0

Die ersten systematischen Forschungen erfolgten in den Jahren 1885 bis 1890 durch das rheinische Landesmuseum Bonn unter Leitung von Joseph Klein.

Bereits damals konnte ein großer umfriedeter Tempelbezirk mit zahlreichen Tempeln und Nebengebäuden nachgewiesen werden. Im Jahre 1987 untersuchte das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz in Koblenz die Wallanlagen des Martberges durch mehrere Grabungsschnitte.

Seit 1994 läuft die systematische archäologische Erforschung des Martberges unter der Leitung des Landesamtes für Denkmalpflege Koblenz und mit der Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Geschichte

Die ersten Siedlungsspuren auf dem Mart- und Hüttenberg lassen sich bis in das Neolithikum zurückverfolgen. Dies geht aus einigen ergrabenen Siedlungsgruben und Oberflächenfunden hervor. Eine intensivere Besiedlung lässt sich für die Frühlatènezeit nachweisen. In der Spätlatènezeit erreicht die Siedlungstätigkeit auf dem Mart- und Hüttenberg ihren Höhepunkt.

Die größte Ausdehnung erreichte die Siedlung im 1. Jahrhundert v. Chr. Neueste Forschungen konnten durch Grabungen und geomagnetische Untersuchungen eine fast vollständige Besiedlung des Martbergplateaus (ca. 50 ha) und eine teilweise Besiedlung des Hüttenberges nachweisen.

Das Siedlungsbild war geprägt durch Hofgruppen. Diese bestanden zumeist aus einem quadratischen Wohnhaus mit einer Grundfläche von ca. 25 bis 50 m² und kleineren Speicherhäusern (ca. 4 bis 15 m²).

Fotografie © Tobias Nettekoven

Innerhalb der Siedlung fanden sich zahlreiche Metallschlacken und Ofenreste, die die Überreste von Metallwerkstätten darstellen. Weitreichende Handelsbeziehungen sind an dem Import von römischen Weinamphoren abzulesen.

Der Nachweis des Martberges als Münzstätte konnte durch die Funde von Rohlingen und Münzgussformen erbracht werden und unterstreicht dessen Funktion als übergeordneter Zentralort.

Während der Zeit ihrer größten Ausdehnung war die Stadt durch eine 3,2 km lange Pfostenschlitzmauer befestigt. Hierbei verlief vor dem Wallkörper aus Erde und Steinen eine steinerne,  ca. 3 m hohe Trockenmauer, welche durch senkrecht stehende Holzbalken stabilisiert wurde. Diese Pfostenschlitzmauer wurde mindestens dreimal erneuert.

Pfostenschlitzmauer, Foto: © Arnold Plesse, CC BY 3.0

Im Laufe der Romanisierung wurde die Siedlung auf dem Martberg im 1. Jahrhundert n. Chr. zu Gunsten des an der Mosel entstandenen »Vicus Cardena«, dem heutigen Treis-Karden aufgegeben. 

Der heilige Bezirk im Zentrum des Berges blieb allerdings bestehen und entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zu voller Blüte.

Am höchsten Punkt des Berges befand sich bereits zur Zeit der keltischen Stadt ein heiliger Bezirk, der in der römischen Epoche in mehreren Phasen um- und ausgebaut wurde.

Zu Beginn des 1. Jhdt. v. Chr. legten die Treverer einen großen Platz inmitten ihrer Siedlung an, der vermutlich als Versammlungsplatz diente. Hier wurde Gericht gehalten, Stammesversammlungen einberufen und militärische Planungen besprochen. Damit eng verbunden waren die unter freiem Himmel stattfindenden kultischen Handlungen.

Die ältesten Nachweise für religiöse Handlungen datieren in die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.. Zu dieser Zeit wurde im Bereich des Tempels ein rechteckiger 10 × 12 m messender Graben ausgehoben, in dem zahlreiche Opfergegenstände deponiert wurden.

Die frühsten einem Kult zuzuordnenden Gebäude lassen sich erst in die letzten Jahrzehnte vor der Zeitwende datieren.

Nach der Eroberung des Treverergebietes durch die Römer dürfte sich ab dem 1. Jhdt. n. Chr. auf dem Martberg nur noch eine kleine, die Versorgung des Heiligtums gewährleistende Siedlung befunden haben.

In der frühen römischen Kaiserzeit wurde der zentrale Kultbezirk durch einen repräsentativen Tempel in Holzbauweise ersetzt und durch weitere Tempel sowie eine rechteckige Einfriedung ergänzt. Im 3. Jahrhundert n. Chr. erreichte der Ausbau des Tempelbezirks seinen Höhepunkt.

Nun befand sich im Zentrum ein mächtiger, steinerner Umgangstempel in gallo-römischer Bauweise, der von drei kleineren Tempeln umgeben war. Der Bezirk wurde durch eine große 60 × 70 m messende Wandelhalle nach Außen abgegrenzt.

Im Zuge der Christianisierung wurde der Tempelbezirk in der Zeit um 400 n. Chr. aufgegeben. Zum religiösen Zentrum der neuen Religion entwickelte sich nun der unterhalb des Martberges gelegene Ort »Cardena«.

Unzählige Opfergaben, die während der Ausgrabungen gefunden wurden zeugen von den religiösen Handlungen, die auf dem Martberg durchgeführt wurden.

In der Spätlatènezeit waren es vor allem Münzen, Fibeln und Waffen, die geopfert und teilweise vor ihrer Niederlegung rituell zerstört wurden.

In römischer Zeit wurde der keltische Brauch, Münzen und Schmuckgegenstände zu opfern, fortgesetzt. Davon zeugen tausende Münzen, hunderte Fibeln und Schmuckgegenstände aus der Zeit der Römer.

Neu war die Opferung von zahllosen tönernen Miniaturgefäßen. Von besonderer Bedeutung sind zwei Inschriftensteine, die in dem Heiligtum die Verehrung des treverischen Heilgottes Lenus-Mars belegen.

Aufbau der Pfostenschlitzmauer

Die Pilger erstanden diese Gefäße in den Töpferbezirken von Karden und brachten sie innerhalb des Tempelbezirks auf dem Martberg in der Hoffnung auf Erfüllung ihres Anliegens dar.

Zumindest für den Griechen Tychikos erfüllte sich seine Bitte. Er fand Genesung nach langer schwerer Krankheit und brachte zum Zeichen seiner Dankbarkeit für seine Heilung ein Inschriftenstein in lateinischer und griechischer Sprache an.

Diese Inschrift ist in griechischer und lateinischer Schrift verfasst und lautet im lateinischen: »corporis adque animi diros sufferre labores dum nequeo, mortis prope limina saepe vagando servatus Tychicus divino Martis amore hoc munus parvom pro magna dedico cura.«

Frei übersetzt lautet diese Danksagung: »Des Körpers und der Seele grausige Schmerzen (zu) ertragen, während ich (das) nicht vermag,  oft nahe an der Schwelle des Todes schweifend, wurde (ich) Tychicos, durch des Mars göttliche Liebe, gerettet. Dieses kleine Geschenk ist für große […] Sorge.«

Dem Weihestein zufolge wurde also Lenus Mars auf dem Martberg verehrt und bis heute trägt der Berg den Namen der römischen Gottheit.

Eine weitere Besonderheit des Fundgutes auf dem Martberg ist sein enormer Reichtum an Münzen. Über 10.000 Münzen befinden sich in den Sammlungen von Museen, ungezählt sind jene, die über die Jahrhunderte abhanden gekommen sind.

Etwa 2.000 davon sind keltische Prägungen und der Martberg somit eine der wichtigsten Fundstellen für die Erforschung des keltischen Münzwesens.

Dies lässt auf die kontinuierliche Kulttradition der Treverer von der keltischen zur römischen Epoche schließen.

                                

Rekonstruktionen

Fotografie © Tobias Nettekoven

Im Jahre 2004 wurde der Tempelbezirk teilweise wieder auf den Grundmauern aufgebaut und ist gemeinsam mit weiteren Rekonstruktionen der keltischen Siedlung im Archäologiepark Martberg für Besucher zugänglich.

Viele archäologische Fundstücke aus den Forschungen auf dem Martberg können im Stiftsmuseum Treis-Karden und im Landesmuseum Koblenz besichtigt werden.

      

Quelle: wikipedia.org