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Die Familie Abel im Würzbachtal

Karte Sengscheid und Reichenbrunn

Der Homburger Raum hatte unter den Folgen des 30-jährigen Krieges besonders stark gelitten. So betrug die gesamte Bevölkerung Homburgs zeitweilig nur noch ca. 30 Personen, ein Teil der umliegenden Orte wie etwa Schwarzenbach hatte über-haupt keine Einwohner mehr. 

Stadt und Festung Homburg waren während der Réunionskriege (1679-1681) Ludwig XIV. unter französische Besatzung gekommen. 

Ab 1679 wurde die Feste Homburg durch Vauban ausgebaut. 

Der königlich französische Staatsrat versuchte, durch seine Beschlüsse vom 8.4.1684 zur Fertigstellung der Festung (1697) und zur Urbarmachung des Landes neue Siedler (insbesondere Franzosen) anzulocken, indem er ihnen allerlei Vergünstigungen in Aussicht stellte wie:

  • zehnjährige Abgabenfreiheit     
  • eigentümlicher Besitz dieses Landes nach 10 Jahren gegen Zahlung des Zehnten     
  • Nutznießung bestimmter Grundstücke für die Reinigung der Bäche.    

Diese Angebote wurden von zahlreichen Neusiedlern angenommen. Eine Analyse der kath. Kirchenbücher von Homburg St. Michael und der benachbarten Orte zeigt, dass neben zahlreichen Schweizern ein Großteil der Neusiedler aus Frankreich und Belgien stammt. 

Der Weiler Reichenbrunn war schon lange vor dem 30-jährigen Krieg, zwischen 1500 und 1550 verödet, die Ländereien wurden wohl nur noch zeitweise von Ensheimer ›Gemeindsleute‹ mitbewirtschaftet.

Die Erträge dürften nicht hoch gewesen sein, sonst hätte sich einer in Reichenbrunn niedergelassen. Jedenfalls wurde bei den Auseinandersetzungen mit Hassel in den Jahren 1580 und 1608 kein Reichenbrunner ›Gemeindsmann‹ erwähnt. 

»Felsenbrunnen« (Waschhaus) Oberwürzbach

Auch nach dem 30-jährigen Krieg wird der Ort nur in Zusammenhang mit Wald erwähnt. 

Das Kloster Wadgassen, dem Reichenbrunn seit 1181 gehörte (siehe entsprechende Urkunde über den Erwerb vom Kloster Hornbach), versuchte unter dem rührigen Abt Petrus Marx (1678-1705) ebenfalls, unter in Aussichtstellung bestimmter Privilegien sied-lungswillige Leute anzuwerben.

Wie die Verträge von 1693 (Erbpachtverschreibung), 1700 und 1706 zeigen, waren diese Bemühungen erfolgreich. 

Für eine größtmögliche Ausnutzung des Bodens war es jedoch notwendig, Leute in Reichenbrunn ansässig zu machen. So schließt das Kloster mit 2 Familienvorständen einen Vertrag über die Urbarmachung der Reichenbrunner Ländereien. Die ehemaligen Äcker waren wohl verwildert und teils sogar schon mit Wald überzogen.

Für Reichenbrunn sind aus dem Vertrag von 17. Februar  1700 die beiden »acker-Leuth« Arnold ABEL, und Heinrich DUCHEIN, sowie ein Sebastian BECKER (BRICHER) namentlich bekannt.

Den dreien gesellte sich im Jahr 1702 noch Johann Leonhard – offenbar ein Schwager des Arnold Abel – hinzu. Dies wurde im »Jahrgeding« zu Ensheim vom 4. Oktober 1702 erwähnt. 

Arnold ABEL und Heinrich DUCHEIN sind bereits in den katholischen Kirchenbüchern von St. Michael in Homburg mehrfach erwähnt. Arnold Abel ist dort erstmals 1688 als Taufpate erwähnt. 

Arnold ABEL heiratete am 31.05.1689 Maria LEONHART aus Erbach, Tochter von Peter Leonart und Agnesa DERNIES aus Erbach.

Die Eltern von Arnold ABEL sind Johann ABEL und Johanna ARNOLT.  

Zur Zeit der Heirat wohne Arnold in Gutenbrunn und war da wahrscheinlich als Förster angestellt. Seine Söhne Peter (der spätere Förster von Ensheim) und Johannes (geboren am 20. Januar 1700) sind da geboren. 

In Reichenbrunn geboren ist soweit bekannt Jacob. Er gibt am 5. Mai 1749 als Zeuge vor Gericht sein Alter mit »ohngefehr 40 Johr« an. Demnach ist er ca. 1709 geboren.

Für Peter ABEL läßt sich das Geburtsjahr 1690 errechnen, da er im gleichen Prozess sein Alter mit »49 Johr« angab. Er heiratete Ende 1718 Maria Catharina GRENTZ aus Ensheim und wohnte seit dem auch in Ensheim.         

Die beiden anderen Söhne des Arnold, Johannes und Jacob ABEL blieben in Reichenbrunn und setzten die bis heute reichende Tradition der Familie Abel in Reichenbrunn, Sengscheid, St. Ingbert und Oberwürzbach fort. 

Jakob heiratete 1729 Elisabeth DUSCHEIN (= du chêne, Eich), eine Tochter des Nickolai Duschein aus Spiesen. Er (=Jakob ABEL) ist vor allem Stammvater des Sengscheider und Oberwürzbacher Zweiges. 

Johannes ABEL war bereits 38 Jahre alt, als er Maria Johannetta BRYON aus Bildstock zur Frau nahm. Seine Nachkommen, in Oberwürzbach bekannt unter »Kuhne« sitzen heute noch in Reichenbrunn. 

Die Familie ABEL jedoch hat wie keine andere das Bild von Reichenbrunn geprägt. Von den 5 Häusern, welche 1845 in Reichenbrunn stehen, sind 3 Häuser von Abel ›besetzt‹. Die beiden anderen, welche wahrscheinlich einer Familie gehören, wurden von 2 Familien Schuhmacher bewohnt. 

Der Stammvater der »Reichenbrunner Schuhmacher« heiratete 1730 Margaretha BECKER, Tochter des Sebastian BECKER.

Sein Sohn Johann war seit 1756 mit Catharina ABEL, Tochter des Jacob ABEL und Elisabeth EICH vermählt. Somit sind die »Reichenbrunner Schuhmacher« auch zur Hälfte als »Abel« anzusehen. 

Abb. 1, Urkataster von 1845

Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind dann noch die ›Duschein‹ und ›Leonart‹ zu nennen.

Heinrich DUSCHEIN war mit Catharina LEONART verheiratet, Tochter von Peter LEONART und Anna VEGINESSE. Sie und ihr Ehemann, wie auch beider Eltern, sind im Bistum Lüttich geboren. 

Die Familie schreib sich später ›Eich‹, welches die Übersetzung des »du chein« – eigentlich »du chêne« ist. 

Drei »Leonart« in drei Familien in Reichenbrunn am Beginn der Neuansiedlung des Ortes! Es ist davon auszugehen, dass sie miteinander verwandt waren. 

Von Catharina LEONART wissen wir, dass sie und ihr Mann aus dem Bistum Lüttich stammen. Wäre es eine Möglichkeit, dass auch Arnold ABEL von dort stammt?

Nach den Familienüberlieferungen jedoch sollen die Vorfahren aus Frankreich, namentlich aus Ste. Agathe in der Auvergne stammen. Dies ist gar nicht so unbegründet.

Die Eltern von Arnold Abel, Erbförster (Le trés fidèle chasseur de Wadgassen), * Schloss Gutenbrunnen, Wörschweiler, Saarland 1665, † Reichenbrunn 01.09.1728) sollen aus Frankreich, Auvergne, Ste. Agathe stammen.

Arnold soll 1688 Taufpate bei einer Familie »Gyron« aus Ste. Agathe gewesen sein, ebenso soll er Taufpate bei einer Familie »Fort« aus »La Moche« in der Auvergne, Frankreich gewesen sein.

Die Taufpaten wurden damals üblicherweise aus der Familie genommen, auf jeden Fall ist ein »guter Bekannter« unter den Taufpaten. 

Zu den drei bereits genannten Neusiedlern gesellten sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Gregor SCHUHMACHER, Jean LEONHARD und Jakob DUCROT. 

Jean LEONHARD kam ebenfalls aus Homburg und war ein Bruder der vorher erwähnten Catharina LEONHARD  und somit ein Schwager des Heinrich DUCHEIN. 

Arnold ABEL und Jean LEONHARD waren vermutlich ebenfalls verschwägert. 

Die bereits oben aufgezeigte enge familiäre Bindung eines Großteils der ersten Neusiedler in Reichenbrunn zu denen in Homburg wird durch weitere Patenschaften und Heiraten untermauert, in denen auch der Name ›ABEL‹ auftaucht.

Wie bereits erwähnt waren die Ländereien und Waldungen des Ortes Reichenbrunn, die dem Kloster Wadgassen gehörten, bereits vor dem 30-jährigen Krieg verödet und verwildert.

In den Kontrakten von 1700, 1702 und 1706 wurde den Neusiedlern unter einer Reihe von Vergünstigungen Land zur Bearbeitung übergeben.  


Karte von 1713 (Auszug)

Die Rekonstruktion der Besitzverhältnisse in Reichenbrunn im 18.Jhdt.

Danach gehörten die drei Fachwerkhäuser, die auf einer Karte von 1713 (Auszug siehe links) eingetragen sind, den ersten drei Neubesiedler Reichenbrunns Arnold ABEL (Haus A), Sebastian BECKER (Haus B) und Heinrich DUCHEIN (Haus C).

Die Häuser A, B und C entsprechen den Häusern 1, 3/4 und 5 in der nach dem Urkataster von 1846 angefertigten Planskizze (s. oben Abb. 1).