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Website Thomas Abel

Der »Domstein«

Vor dem Haupteingang des Trierer Domes liegt auf der rechten Seite eine gut 4 Meter lange Granitsäule. Dieses Steinmonument wird im Volksmund »Domstein« genannt.

Im Jahr 1614 stieß man bei Fundamentierungsarbeiten für den Allerheiligenaltar unter dem Domfußboden auf  zwei Bruchstücke einer großen Granitsäule. Die Bruchstücke wurden ausgegraben und vor das Portal des Haupteinganges befördert und dort abgelegt.

Man fand heraus, dass die Säule eine von 4 Säulen war, welche den ersten Dombau im Inneren trugen. Die Säule war ursprünglich etwa 12 Meter hoch und wog um die 65 Tonnen.

›Augusta Treverorum‹ (Trier) sollte einen schönen und prächtigen Dom bekommen - so wollten es Konstantin und Helena. Dazu aber wurden jede Menge schwerer Steine und auch Säulen gebraucht.

Die Säulen wurden in einem Steinbruch am Felsberg im Odenwald (heute bekannt als UNESCO Geo-Naturpark Felsenmeer) gebrochen. Von dort gelangten sie auf dem Wasserweg nach Trier. Dabei mussten ca. 350 Flusskilometer zurückgelegt werden.

Genau betrachtet handelt sich bei dem Material des Domsteins um Diorit, ein Tiefengestein (»Plutonit«) von dunkler bis schwarzer Färbung, das von der Zusammensetzung her zwischen Granit und Gabbro steht und den Tonaliten ähnlich ist.

Während der Völkerwanderung wurden die alten Granitsäulen durch Feuer beschädig. Im 6. Jahrhundert  mussten die Granitsäulen durch Kalksteinsäulen ersetzt werden und wurde später nicht mehr weggeräumt.

Im Jahre 1623 sollte eine Gruft  für Erzbischof Lothar von Metternich anlegt werden. Dabei stieß man auf die Überreste der ehemals zwölf Meter langen und 65 Tonnen schweren Granitsäule. Die Domherren waren begeistert, war doch der mächtige Stein  war ein sichtbarer Beweis für das hohe Alter des Domes.

 

Domstein-Legende

Domstein, Foto: WolWel, CC-BY-SA-3.0

Ab dem 19. Jahrhundert entstanden die ersten Domsteinsagen. Die Domstein-Legende reicht zurück in die Zeit von Kaiser Konstantin und der Kaisermutter Helena, also ins frühe 4. nachchristliche Jahrhundert.

Demnach überlegte sich der Architekt des ersten Doms eine List, um vier große, schwere Säulen herbeizuschaffen. Er erzählte dem Teufel, dass er das größte Wirtshaus der Welt und ein großes Tanzhaus erbaue. Er fragte den Teufel, ob er nicht dabei helfen wolle und die vier Säulen transportieren könnte.

Das ließ der Gehörnte sich natürlich nicht zwei Mal sagen. Ein Tanzhaus - das würde ihm viele sündigen Seelen bringen. Also ließ er sich ohne langes Zögern auf den Handel ein.

Luzifer war einverstanden und schleppte jede Woche eine Säule und große Steine herbei. Als er aber auf der letzten schweren Säule durch die Luft nach Trier ritt, hörte er ein wunderbares Glockengeläut.

Da begriff er: Er war betrogen worden. Seine Auftraggeber feierten bereits die erste Heilige Messe. Wutentbrannt schleuderte er die Säule auf den Dom. Doch noch bevor die Stütze das Kirchendach zerschmettern konnte, fingen Engel diese auf und legten sie behutsam an anderer Stelle nieder. Vor dem Eingang des Trierer Doms liegt die Säule bis heute und ist als »Trierer Domstei« bekannt.

Bis heute liegt die letzte, vierte Säule etwa vier Meter lange dunkelgraue Dioritsäule, zerborsten vor dem Haupteingang des Doms, der sogenannte »Domstein«.

Domstein, Foto: Stefan Kühn, de.wikipedia.org

Er ist vor allem bei Kindern sehr beliebt: Man kann herrlich auf ihm sitzen und vor allem wunderbar auf diesem rauf- und herunterrutschen, so dass die Oberfläche der Säule inzwischen über den mittlerweile wohl Jahrhunderte andauernden kindlichen Gebrauch sehr glatt geschliffen ist. Er dürfte somit als die älteste, von Menschenhand gefertigte  Rutschbahn der Welt handeln.

Ein – zumindest in Trier – bekanntes Kinderlied warnt allerdings deutlich vor den Gefahren dieses Tuns! Im in der Stadt Trier gesprochenen ›Trierischen‹, dem auch als ›Trierer Platt‹ bezeichneten moselfränkischen Dialekt, liest sich das Lied wie folgt: (Text nach www.dominformation.de)

»Om Duhmstaan sei mer romgerötscht. / Et waor net emmer ginstig.

De Box zeröss, de Kaap verlohr, / de Kopp zerschonn, blutrinstig.

Kaom eich dann haam, dao wosst eich gleich / eich braucht kann Red' ze haalen,

Eich braucht blus guden Dag ze saon, / de anneret soot mein Ahlen.

Roff de Trepp / schlich eich mich off den Ziewen.

Doch mein Klepp / die sein net ausgebliewen.«

 

Im Hochdeutschen ergibt sich daraus in etwa die folgende Übersetzung:

»Auf dem Domstein sind wir herumgerutscht. / Das war nicht immer günstig.

Die Hose zerrissen, die Kappe verloren, / den Kopf zerschunden, blutrünstig.

Kam ich dann heim, da wusste ich gleich / ich brauche keine Rede zu halten,

Ich brauchte bloß guten Tag zu sagen, / das Andere sagte mein Alter.

Die Treppe rauf / schlich ich mich auf den Zehen.

Doch meine Prügel / die ist nicht ausgeblieben.«

 

Einordnung

Weltkulturerbe in Trier, Dom St. Peter, Domstein

Der Dom St. Peter in Trier gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Kategorie: Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Katholische Kirchen

Zeit: 6. Jahrhundert

Epoche: Frühmittelalter / Romanik

 

Lage:

49° 45′ 22,52″ N, 6° 38′ 34,47″ O 

Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:

lon: 6.642943

lat: 49.756259

Lagequalität der Koordinaten: Genau

 

Quellen: dominformation.de; bistum-trier.de; domstein.de; paraportal.org; goruma.de