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Website Thomas Abel

Die Sage »Der geizige Bäcker«

An der Schlossmauer in Saarbrücken hängt eine steinerne Fratze, welche der Sage nach einem Saarbrücker Bäcker nachgebildet ist.

Dieser Bäcker war bekannt wegen seines Geizes und seiner Hartherzigkeit. Selbst in schlimmen Zeiten, als viele Saarbrücker Bürger arm waren und hungerten, gab er kein Stück Brot ohne Bezahlung heraus. 

Er selbst war reich und zudem der einzige Bäcker weit und breit, sodass die Menschen auf ihn angewiesen waren. 

Doch selbst Mütter mit kleinen, halb verhungerten Kindern, die ihn nur um ein Stück Altbackenes baten, das sie ihren Kindern in Wasser tauchen wollten um es essbar zu machen, stießen bei ihm auf taube Ohren. »Kein Brot ohne Geld«, knurrte er und wies ihnen die Tür.

Dies kam der Saarbrücker Gräfin im Schloss zu Ohren, die sich sehr um die Bürger sorgte. Sie wollte nicht glauben, dass jemand so mitleidlos handeln könne. 

Um den Bäcker auf die Probe zu stellen, verkleidete sie sich als arme Frau und bat ihn demütig und bescheiden um ein kleines Stück Brot. Sie wurde von dem erbarmungslosen Geschäftsmann ebenso abgewiesen wie alle anderen Bittsteller vor ihr.

Zurück im Schloss brannte die Gräfin vor Zorn über den Mann. 

Ein solcher Geizhals muss bestraft werden, am besten dadurch, dass man ihn lächerlich macht, dachte sie sich. 

Sofort ließ sie den besten Saarbrücker Steinmetzen kommen und erteilte ihm den Auftrag, den Kopf des Bäckers in Stein zu hauen, sodass er für alle Saarbrücker gut erkennbar sei und auch sein geiziger Charakter zum Ausdruck käme. 

Dies soll dem Steinmetz ausgezeichnet gelungen sein. Die Gräfin ließ die steinerne Fratze an der alten Brücke anbringen, wo sie hinfort durch den weit geöffneten Mund das Schmutzwasser in die Saar speien musste - zum großen Vergnügen der Saarbrücker Bürger.

Viele Jahre später, nachdem der Wasserspeier manche Kriege überstanden hatte und auch niemand mehr den geizigen Bäcker von Saarbrücken kannte, wurde er dennoch nicht in eine Rumpelkammer verbannt, sondern an der Schlossmauer unterhalb des Saarbrücker Schlosses befestigt.           

Vielleicht auch als heimliche Mahnung an die Saarbrücker Geschäftsleute, dass man in dieser Stadt Geiz und Habgier nicht mag.


Quelle:  Deana Zinßmeister: ›Sagenhaftes Saarland‹, Sagen und Mythen aus der Region, Conte Verlag Saarbrücken, 2012