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Der »Hunnenring« von Otzenhausen

Die bekannteste »Hinterlassenschaft« der Kelten in unserer Region ist neben dem Fürstengrab von Reinheim der sogenannte »Hunnenring« bei Otzenhausen. 

Ringwall Otzenhausen, Foto: © Leiflive, CC BY-SA 4.0

Bei dem Ort Otzenhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Nommweiler im nördlichen Saarland erhebt sich ein mächtiges Bauwerk: Der »Hunnenring« wie er in der Großregion genannt wird, ist eine mächtige keltische Befestigungsanlage (Oppidum) am Hang des Dollberges. Der »Ringwall von Otzenhausen« wie er richtig bezeichnet wird liegt in Sichtweite der Nähe der Primstalsperre, einem Stausee am Rande des Hochwaldes.

Im Volksmund wird das Bauwerk als »Hunnenring« bezeichnet, obwohl es überhaupt keinen Bezug zu den Hunnen gibt.

Zu erklären wäre dies damit, dass der alte Begriff ›Hunnich‹ (für König) mit der volkstümlichen Bezeichnung zu tun hat. 

Möglicherweise beruht die Namensgebung auch durch einem sprachlichen Zusammenhang mit Begriff ›Hünen‹. Ein Zusammenhang mi der Größe der Anlage wäre hier denkbar. 

Archäologen datieren die Entstehung in die Latène-Zeit (5.–1. Jahrhundert vor Chr.), also mehrere hundert Jahre vor den Überfällen der Hunnen auf Mitteleuropa im 5. Jhdt. nach Chr..

Der Ort wird heute als eine der fünf bekannten stadtähnlichen Siedlungen der Treverer geführt. 

          

Bedeutung

Bei dem Ringwall handelt es sich um die Überreste der Befestigung eines »Oppidum«, (lat.→ Stadt) der Treverer, eines keltischen Stammes welcher unsere Region besiedelte.

Der Dollberg bei Otzenhausen nimmt unter den spätkeltischen treverischen Befestigungen eine Sonderstellung ein. Die Ansiedelung besaß schon in frühkeltischer Zeit eine Befestigung.

Aufgrund der beschränkten Siedlungsfläche von 18 Hektar war die Zuordnung zu den Oppida lange umstritten. Heute geht man davon aus, dass es um die eigentliche Befestigung auf dem Dollberg noch eine unbefestigte Siedlung gab. Sie soll am »Spätzrech« gelegen und die Siedlungsfläche deutlich vergrößert haben

1836 wurden im benachbarten Ort Schwarzenbach (ca. 2  vom Kilometer vom »Hunnenring« entfernt) zwei keltische Fürstengräber entdeckt. Hier wurden offensichtlich die Herrscher des Oppidums bestattet. 

Ebenfalls im Jahr 1836 besuchte der preußische Prinz Wilhelm die Fundstelle. Aus diesem Anlass wurde im Inneren des Walls ein Platz gerodet. Dieser Platz trägt noch heute die Bezeichnung »Königsplatz«. Zusätzlich wurde eine Eiche in einer Steinumfriedung gepflanzt und eine Überquerungsmöglichkeit des Ringwalles, damit der Prinz mit einem Pferd den Wall queren konnte.

Die ursprüngliche Befestigung wurde  zwischen den Jahren 78 bis 67 v. Chr. zum Schutz gegen  die Bewegung der germanischen Sueben ausgebaut. 

Entgegen älteren Veröffentlichungen spielten die treverischen Städte und Befestigungen im »Gallischen Krieg« keine Rolle. Deshalb wurden sie im »De Bello Gallico« von Caesar auch nicht erwähnt. Außerdem befanden sich die Treverer meistens in der Offensive. 

Die Anlage auf dem Dollberg war wohl Sitz des treverischen Herrschers Indutiomarus.

Als Quelle des Wohlstands der keltischen Einwohner weisen Funde auf Eisenverarbeitung und eventuell auch Eisenverhüttung hin.

Die Befestigung bei Otzenhausen wurde Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. nach dem »Gallischen Krieg« verlassen. Lediglich die umliegenden Siedlungen wurden weiter bewohnt. Diese reichten aber an die ursprüngliche Größe nicht mehr heran und waren sehr viel kleiner.

Abgesehen von einem Heiligtum aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. aus der römischen Kaiserzeit (man vermutet, dass es der Diana oder dem Mars geweiht war) wurde die Anlage nicht mehr besiedelt. 

               

Aufbau 

Murus Gallicus

Durch ein Tor im Westen des Ringwalls gelangte man zum inneren Areal. Darauf befand sich eine Quelle, welche die Wasserversorgung der Bewohner sicherstellte.

Der Ringwall ist auch heute noch beeindruckend. Der Wall hatte eine Länge von 2,5 km und umfasste insgesamt mehr als 18 ha. Der Hauptbefestigung von ca. 13 ha ist ein ›Vorwall‹ von ca. 5 ha vorgelagert. 

An den höchsten Stellen erreichte die Befestigung eine Höhe von 10 m. Die Breite an der Basis des Walls beträgt mehr als 40 Metern.

Die damaligen Mauern wurden in der sogenannten »Murus Gallicus«-Technik erbaut. Dabei wurde eine Art Fachwerkgerüst aus Holz mit Steinwerk verfüllt wurde. Diese Form des Festungsbaus bot den Verteidigern einen sehr stabilen Schutz gegenüber Angreifern.

Potentielle Angreifer konnten nur mit Rammen und Schleudern die Burg schleifen. Insbesondere im Nordteil der Anlage, wo die Festung gegenüber dem flachen Gelände stärker geschützt werden musste, war diese Holz-Steinmauer ehemals bis zu 25 m hoch mit einer Basisbreite von damals 25 Metern.

Der Aufbau des Ringwalls ist keilförmig und schmiegt sich an die Topografie des Dollbergs an, auf dem der Ringwall erbaut wurde. 

Der Schutz im steilen Gelände im Süden erfolgte durch zwei, in der Dimension kleinere Wallmauern (innerer und Hauptwall sowie Vorwall), da im Steilgelände die Errichtung einer Wallmauer von 25 x 25 m (wie im flacheren Norden) technisch nicht möglich war.

Auf der Wallkrone befand sich zum Schutz der Verteidiger eine hölzerne Brustwehr oder Palisade.

Das Oppidum wurde letztendlich kampflos geräumt, denn es fanden sich nirgendwo Beweise oder Indizien für eine Eroberung oder Zerstörung durch Kampfeinwirkung.

             

»Römerlager Hermeskeil«

2010 wurde nur ca. 8 km entfernt von Otzenhausen das »Römerlager Hermeskeil« entdeckt, das zwischen 53 und 51 v. Chr. errichtet wurde.

Das Römerlager Hermeskeil war ein über 18 Hektar großes römisches Militärlager für etwa 5.000 bis 10.000 Soldaten östlich des heutigen Ortes Hermeskeil (Landkreis Trier-Saarburg). Es wurde in der Endphase des »Gallischen Kriegs« errichtet. 

Es handelt sich um das älteste bekannte römische Militärlager in Deutschland und das einzige aus der Zeit Gaius Julius Cäsars. 


Quelle: wikipedia.org