Der Nachweis, dass die Kelten schon vor über 2.500 Jahren Bier brauten, ist etwas schwierig, denn die Kelten und die Germanen besaßen keine Schrift im heutigen Verständnis.
So ist man, was ihre Bier- und Brauereigeschichte angeht, auf Funde bei Ausgrabungen oder auf griechische und römische Quellen angewiesen. Der älteste mit Bier zusammenhängende Fund in Deutschland sind Bierkrüge in einem Grab aus der Zeit um 800 v. Chr. in der Nähe der Stadt Kulmbach in Oberfranken.
Pytheas, ein Entdeckungsreisender um 300 v.Chr., berichtet von einem Getränk aus Getreide, das mit Honig versetzt wurde (Met) und bei den Einwohnern Mitteleuropas sehr beliebt war.
Die umfangreichste und ausführlichste Beschreibung der Geschichte des Bieres der Germanen finden sich beim römischen Historiker Tacitus in seinem Werk »Germania«. Demnach wurden bei festlichen Anlässen und kultischen Feiern sehr große Mengen von einem eigens zu dem Anlass gebrautem Bier getrunken.
Gebraut wurde Bier mit Getreidemalz von Gerste, Weizen, Roggen oder Hafer. Dabei wurde die angerührte Maische in einem Kessel erhitzt.
Bereits damals fertigte und benutzte man Kessel mit einem Fassungsvermögen von immerhin ca. 500 Liter. Um solch große Mengen zu erhitzen und auf Temperatur halten zu können wurden neben dem Feuer auch heiße Steine eingesetzt.
Dem Sud wurden dann verschiedene Kräuter und Ingredienzien zugesetzt um dem Trank ein typisches Aroma zu verleihen und es länger haltbar zu machen.
Vor allem sprach man dem Bier eine aufputschende, psychisch stimulierende Wirkung zu, welche man auch für den Einsatz im Krieg nutze.
Das am häufigsten verwendete Bierwürze war das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), eine klassische Nachtschattenpflanze. Sie ist verwandt mit Tollkirsche und Stechapfel. Das Bilsenkraut wurde früher vielfach für magische Zwecke verwendet, weil seine Giftwirkung halluzinatorische Effekte auslöste.
Bierbrauen wurde mit Thor, dem Gott des Donners assoziiert. Donnerte es, so glaubten die Menschen dieser Zeit, Thor putze seinen Sudkessel.
Nach einer Sage hat der Gott Thor zusammen mit Thyr und mit einem Riesen namens Hymir einen magischen Braukessel gestohlen. In diesem ging das Bier nie aus und die Götter und Helden in Walhalla brauchten nun keinen Durst mehr fürchten.
Jahrhunderte hindurch war das bereits erwähnte Bilsenkraut die beliebteste Bierwürze. Ein weiteres typisches Bierkraut war der »Sumpfporst« (Rhododendron tomentosum). Er wirkte berauschend und führte in hohen Dosen zur Raserei.
Die Krieger des gallischen Feldherrn Vercingetorix tranken vor der finalen Schlacht im »Gallischen Krieg« bei Alesia Bier, welchem Taumelloch (lolium temulentum) zugesetzt worden ist. Die Gallier verloren die Schlacht gegen die Römer, gingen aber furchtlos zu tausenden in den Tod.
Doch nicht nur die Gallier setzen dem Gebräu psychoaktive Substanzen bei.
Erwiesen ist vielmehr, dass bereits die alten Ägypter ein Alraunenbier brauten, in anderen orientalischen Ländern setzte man dem Bier Haschisch zu und verfeinerte es mit Opium.
Über indianische Stämme aus Südamerika wird berichtet, dass sie dem Maisbier Kokablätter, Windsamen und Stechapfel beimengten, alles psychoaktive Zutaten. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass man Bier als »Zaubertrank« bezeichnete. Während die Germanen viele Kräuter der Natur für heilig hielten, wurden diese von den christlichen Missionaren als Symbole des Heidentums angesehen und verteufelt und ihre Verwendung wurde verboten.