Großregion SaarLorLux
Website Thomas Abel

Karl der Große - seine Frauen und seine Kinder 

Seine Frauen

›Karl der Große‹, Gemälde aus dem Jahr 1513 von Albrecht Dürer

Karl der Große war sicher viermal verheiratet, sehr wahrscheinlich handelte es sich aber um fünf Ehen. Die Hochzeiten des Hochadels waren in erster Linie politische Verbindungen.

Über die Herkunft von Karls erster Ehefrau Himiltrud ist allerdings wenig bekannt. Ab 767 lebte Karl mit seiner Jugendliebe, der Tochter eines Heerführers der »Scara franzisca« (»Heiligen Schar«), in einer sogenannten »Friedelehe« (Der Begriff »Friedel« kommt von »friudiea«, was soviel wie »Geliebte« heißt.)

Oftmals kamen die Ehegatten aus unterschiedlichen Ständen. Gegenseitige Liebe stand dabei im Vordergrund. Familien, Sippen oder Kirche hatten hier nichts zu melden – was den Kirchenleuten nicht gefiel und sie veranlasste, gegen die ihrer Meinung nach illegalen ehelichen Gemeinschaften vehement zu kämpfen.

Aus dieser Verbindung stammt der Sohn Pippin der Bucklige (etwa * 769/770 bis † 811), also wenn man so will der erstgeborene Sohn Karls und somit wohl auch der anspruchsberechtigte Thronfolger.

Auf Betreiben von Karls Mutter Bertrada musste Himiltrud 769 den Hof verlassen, weil Karl aus politischen Gründen Desiderata, die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, heiraten sollte.

Karls einflussreiche Mutter Bertrada [Bertrada oder Bertha die Jüngere, Berta, Berhta, in anderen Sprachen auch Berthruda (* um 725; † 12./13. Juli 783 in Choisy (Département Oise)] war die Tochter des Grafen Heribert von Laon und Enkelin von Bertrada der Älteren, den Stiftern der Abtei Prüm,

Himiltrud ging mit dem gemeinsamen Kind Pippin dem Buckligen ins Kloster St. Denis, nördlich von Paris. Sie schenkte Karl einen Sohn, der den Leitnamen »Pippin« erhielt.

Pippin, der sich offenbar innerhalb der Rangfolge im Reich zurückgesetzt sah, erhob sich 792 erfolglos gegen Karl. Er wurde anschließend in der Abtei Prüm in der Eifel inhaftiert und starb dort 811.

Karls zweite Ehefrau Desiderata war die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius und seiner Frau Ansa. Ihr richtiger Name ist unbekannt, in der Forschung wird oft Desiderata angegeben.

Die Historikerin Janet Nelson stellte die These auf, dass die Tochter des Desiderius »Gerperga« geheißen habe. Sie weist darauf hin, dass in mehreren Quellen Gerperga, die Frau von Karls Bruder Karlmann, mit der Langobardenprinzessin verwechselt werde und irrtümlicherweise ebenfalls zu einer Tochter von Desiderius gemacht werde.

Grund dafür könnte eine Namensgleichheit der Schwägerinnen gewesen sein. Außerdem hatten Desiderius und Ansa drei andere Töchter mit den Namen Anselperga, Adelperga und Liutperga, sodass die Namensendung -perga auch für die vierte Tochter wahrscheinlich sei.

Welchen Namen sie nun auch getragen hat, sie heiratete jedenfalls Karl den Großen 768, wohl auf Betreiben seiner Mutter Bertha (Bertrada), die eine Allianz zwischen Franken und Langobarden stiften wollte.

Die Ehe blieb kinderlos, und als die Allianz mit den Langobarden zerbrach, wurde Desiderata von Karl 771 verstoßen, der sich nun mit Papst Stephan III. gegen die Langobarden verbündete und schließlich Desiderius entthronte. Desideratas weiteres Schicksal ist unbekannt.

Stattdessen heiratete er kurz danach seine dritte Frau, die sehr junge Hildegard (* ca. 758; † 30. April 783 in Diedenhofen an der Obermosel in der Lothringer Pfalz), die aus dem alemannischen Hochadel stammte.

Klosterchronik von 1499, rechts Karl der Große und Hildegard

Da von Hildegard keine genauen Geburtsdaten überliefert wurden, bleibt davon auszugehen, dass sie zu diesem Zeitpunkt zwischen 12 und 14 Jahre alt war. Eine Vermählung in diesem Alter ist für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich, da das heiratsfähige Alter mit der Geschlechtsreife festgesetzt wurde. Im römischen Recht, welches von der Kirche stark rezipiert wurde, hat man das Mindestalter für eine Ehe bei Mädchen auf 12 Jahre festgelegt.

Sie war die Tochter des schwäbischen Grafen Gerold aus dem Geschlecht der Agilolfinger und der Imma, Tochter des alemannischen Grafen Hnabi und Hereswintha vom Bodensee. Ihrem Vater gehörten weitläufige Besitztümer im Herrschaftsgebiet von Karls jüngerem Bruder Karlmann, was diese Ehe langfristig zur bedeutsamsten Beziehung Karls macht. Er konnte so seine Position in den Gebieten östlich des Rheins stärken und den alemannischen Adel an sich binden.

Es ist nicht bekannt, ob diese Verbindung bereits vor dem plötzlichen Tod Karlmanns von Karl dem Großen geplant wurde oder nur Teil der zielstrebigen Einverleibung des Reiches seines jüngeren Bruders war, bei Übergehung etwaiger Ansprüche seiner Neffen. Jedenfalls kam es Ende 770/Anfang 771 zur Trauung Karls und Hildegards.

Hildegard gebar ihm insgesamt neun Kinder, vier Jungen (Karls späteren Nachfolger Ludwig der Fromme, sowie Karl, den als Kleinkind verstorbenen Lothar und einen weiteren Sohn namens Pippin) sowie die fünf Mädchen (Rotrud, Bertha, Gisela und die zwei als Kleinkinder verstorbenen Adalhaid und Hildegard).

Es lassen sich zu ihrem Leben nur wenig Informationen finden, denn wie alle Frauen Karls stand auch sie im politischen Hintergrund und fand nur bezüglich ihrer Hochzeit, ihres Ablebens und als Mutter Erwähnung.

Eine intensive körperliche Beziehung der Ehepartner ist dadurch belegt, dass Hildegard in 12 Ehejahren 8 Schwangerschaften, darunter eine mit Zwillingen, erlebte, eventuelle Fehlgeburten nicht mit einbezogen.

Hildegard Gräfin von Vinschgau, * 754 - † 783), dritte Ehefrau Karls des Großen

Sie begleitete Karl auf vielen seiner Feldzüge. So ließ er sie 773/774 hoch-schwanger nachkommen, während er die Hauptstadt des Langobardenreiches, Pavia, belagerte. Dort wurde seine erste Tochter Adelhaid geboren, die jedoch bereits auf dem Rückweg über die Alpen verstarb.

778 begleitete Hildegard den König bis nach Aquitanien, wo sie die Zwillinge Lothar und Ludwig zur Welt brachte. 780/781 reiste sie gemeinsam mit Karl und vier ihrer Kinder nach Rom. Dort wurden die Söhne Ludwig und Karlmann zu Unterkönigen über eigene Gebiete gesalbt.

Ludwig erhielt Aquitanien und Karlmann wurde auf den Namen Pippin getauft und Unterkönig über Italien. Dies trug zur Stärkung des Bündnisses zwischen den Karolingern und den Päpsten bei. Wegen der häufigen Schwangerschaften kann vermutet werden, dass sie Karl auf weiteren Feldzügen zumindest zeitweise begleitet hat.

Karls Ehe mit Hildegard und die Königin selbst werden in den Quellen besonders positiv hervorgehoben. Karl war Hildegard besonders zugetan; sie begleitete ihren Mann auf mehreren Reisen und wird in einer Urkunde völlig untypisch sogar als »dulcissima coniux« (allersüßeste Gattin) bezeichnet.

Hildegard verstarb am 30. April 783 kurz nach der Geburt ihrer letzten Tochter und wurde einen Tag später, am 1. Mai, in der Abtei Sankt Arnulf in Metz beigesetzt. Es war Karls Wunsch, dass an ihrem Grab immer Kerzen brennen und täglich Gebete für die Verschiedene gesprochen werden sollten.

Hildegard machte verschiedene Schenkungen an die Klöster St. Denis und St. Martin in Tours. Sie war mit der heiligen Lioba befreundet, die für einige Zeit bei ihr am Hof gelebt haben soll. Sie vermittelte Hildegard religiöse Bildung und bot ihr geistlichen Rat.

Gemeinsam mit ihrem Mann gab sie das »Godescalc-Evangelistar« in Auftrag und findet erstmals ausdrücklich Erwähnung als Königin - auch der Langobarden - durch das gemeinsame Unterzeichnen von Urkunden mit ihrem Gemahl.

Nach nur kurzer Trauerzeit nach dem Tod von Karls dritter Frau Hildegard und dem Tod seiner Mutter Bertrada, heiratete Karl im Oktober 783 Fastrada, seine vierte Ehefrau. Fastrada war die Tochter des Grafen Radulf aus vermutlich thüringisch-mainfränkischem Grafengeschlecht, wahrscheinlich der Mattonen.

Aus dieser Ehe stammten Theodrada (* um 785; † 9. Jan. 844/853, seit 814 Äbtissin von Argenteuil) und die jung verstorbene Hiltrud [* 787, † nach 800 (vermutlich nach 814)]. Sie gilt als die Gründerin der Abtei Münsterschwarzach.

Kaiser Karl trauernd bei seiner verstorbenen Gemahlin Fastrada, Gemälde aus 1857 vonAdolph Ehrhardt:

Aus dem Jahr 785 ist ein Schreiben erhalten, in welchem Karl Fastrada auffordert, mit den Kindern zu ihm auf die Eresburg zu kommen. Später begleitete Fastrada ihren Mann wohl nicht ständig, stand aber immer im Kontakt mit ihm. So ist ein Brief erhalten, in dem Karl sich 791 besorgt nach ihrer Gesundheit erkundigt, weil er schon länger keine Nachricht von ihr erhalten hat. Dann berichtet er ihr von einem Sieg gegen die Avaren und bittet sie darum, Dankgottesdienste abhalten zu lassen.

Entgegen den eher negativen Aussagen Einhards, (Karls Chronist berichtet in seiner Vita Caroli Magni, dass Fastrada sehr grausam gewesen sei und das Blutgericht von Verden, bei dem angeblich 4.500 Sachsen hingerichtet worden seien, auf ihren Einfluss zurückging.

Einhard kannte Fastrada allerdings nicht persönlich, da diese bereits gestorben war, bevor er an den Hof Karls gelangte) wird Fastrada in der Forschung durchaus positiv betrachtet. Karl selbst war ihr offenbar auch eng verbunden.

Die kränkliche Fastrada erkrankt erneut und starb während der Synode von Frankfurt am 10. August 794 in Frankfurt am Main. Sie wurde im Stift St. Alban vor Mainz beigesetzt, lange bevor die Kirche fertiggestellt war.

Grabstein der Königin Fastrada im Mainzer Dom

Dass Fastrada an diesem Platz bestattet wurde und nicht in der Basilika Saint-Denis, welche den französischen Königen als Grablege diente, oder der Abtei St. Arnulf bei Metz, wie es fränkische Tradition gewesen wäre, zeugt für den großen Einfluss des Mainzer Erzbischofs Richulf. 

Fastradas Grabstein wurde nach der Zerstörung des Klosters im Jahre 1552 in den Mainzer Dom verbracht und findet sich an der Wand im südlichen Seitenschiff. Die ursprüngliche Grabschrift stammte von Theodulf von Orléans und war in griechisch-lateinischen Hexametern abgefasst. Aufgrund der Diktion des Lateinischen der im Dom befindlichen Platte muss davon ausgegangen werden, dass diese Inschrift nicht im 9. Jahrhundert entstanden sein kann, sondern von einem spätmittelalterlichen Anonymus stammt.

»Sie starb zu Frankfurt, wohin sie sich, kurz vorher begeben hatte. Karl ließ sie zu Sanet Alban bei Mainz bestatten, und ihre silberne Spindel über dem Altare aufhängen. Ihr Grabmal war von weißem Marmor, mit Gold und Bildsäulen geziert, dessen Inschrift, in der Übersetzung, also lautet:

In Ruhe lieget allhier Fastrada’s verwesende Leiche, Welche der schreckliche Tod, da sie noch blühte, gemäht. Selbst eine Fürstin, war sie mit dem mächtigsten Fürsten vermählet; Aber als himmliche Braut ist sie erhabener noch. Uns ist von ihr der bessere Theil, der König geblieben; Ihm geb‹ der gütige Gott längeres Leben als ihr.« Der Grabdeckel mit einer einfachen Schrift ist im Mainzer Dom eingemauert.

Abtei Saint-Paul de Cormery: Zum Gedenken an Luitgard von Karl dem Großen errichtet, © I, Manu25, CC BY-SA 3.0

Kurz darauf, noch im Jahr 794, ging Karl womöglich eine fünfte und letzte Ehe mit Luitgard ein, welche am 04.06.800 in Tours starb. Dort ist sie im Kloster St. Martin beigesetzt. Es geht allerdings aus den Quellenzeugnissen nicht eindeutig hervor, dass es sich um eine reguläre Ehe handelte. An ihrer Machtstellung am Hof Karls besteht jedoch kein Zweifel.

Neben seinen kirchlich legitimen Verbindungen hatte Karl zahlreiche Nebenfrauen. Namentlich bekannt sind etwa Madelgard, Gerswind, Regina und Adelind. Dies war mit kirchlichen Normen nicht vereinbar und passte nicht zu den Erwartungen an einen christlichen Kaiser, doch war ein solches Verhalten nicht ohne Beispiel. Das Konkubinat spielte bereits in merowingischer Zeit eine nicht unwichtige Rolle.

Das zeitgenössische weltliche Recht und teils sogar das Kirchenrecht um 800 bot zudem Freiräume hinsichtlich des Ehelebens. Dennoch stand Karls Verhalten grundsätzlich im Gegensatz zu kirchlichen Erwartungen. Mit den Nebenfrauen zeugte Karl mehrere weitere Kinder (so unter anderem Drogo von Metz und Hugo), die aber keine legitimen Erben waren.

                                           

Seine Kinder

Pippin der Bucklige (* ca. 770, † 811) Pippin wäre als Erstgeborener im Grunde genommen Thronanwärter gewesen, hätten nicht zwei Dinge dagegen gesprochen: Zum einen wollten die Franken scheinbar keinen König, der durch einen Buckel körperlich beeinträchtigt war. Zum anderen wurde gemunkelt, Himiltrud sei weniger rechtmäßige Gattin, vielmehr Konkubine gewesen. Letzteres ging gar nicht. Pippin, der sich offenbar innerhalb der Rangfolge im Reich zurückgesetzt sah, erhob sich 792 erfolglos gegen Karl. Er wurde anschließend in der Abtei Prüm inhaftiert und starb dort 811

Karl der Jüngere (* 772/773, † 4. Dezember 812) erbte den Kernbereich Neustrien und war - lange Zeit gemeinsam mit Pippin dem Buckligen (vor dessen Rebellion und Abschiebung ins Kloster) - als Haupterbe vorgesehen, starb jedoch vor seinem Vater.

Adelhaid (* 773/774, †  Juli/August 774) wurde nach einer früh verstorbenen Schwester Karls benannt.

Rotrud (* 775, † 6. Juni 810), benannt nach Großmutter Karl des Großen, wurde in Rom im Alter von 6 Jahren mit dem damals etwa 10-jährigen Kaiser Konstantin VI. von Byzanz verlobt. Die Ehe kam jedoch aufgrund zunehmender Entfremdung der beiden Reiche nicht zustande.

Karlmann (* 777, † 8. Juli 810) wurde am 15. April 781 von Papst Hadrian I. in Rom auf den Namen Pippin getauft und zum König von Italien gekrönt.

Lothar (* 16. April 778, † 779/780)

Ludwig (* 16. April 778, † 20. Juni 840) wurde in Rom zum Unterkönig von Aquitanien ernannt und später als Kaiser Ludwig der Fromme bekannt.

Bertha (* 779/780, † nach 14. Januar 823) – auch als Bertrada die Jüngere bekannt - wurde nach der zum Zeitpunkt ihrer Geburt noch lebenden Mutter Karls benannt. Sie sollte mit einem angelsächsischen Thronerben verheiratet werden. Der König Offa von Mercien macht den Vorschlag, Karl den Jüngeren mit einer der angelsächsischen Prinzessinnen zu vermählen, dies wurde von Karl jedoch als Zumutung empfunden und er ließ das Frankenreich für angelsächsische Kaufleute sperren.

Gisela (* vor Mai 781, † nach 800) wurde nach der noch lebenden Schwester Karl des Großen benannt und in Rom getauft, mit dem Erzbischof von Mailand als Paten.          

Hildegard (* 782, † 8. Juni 783), für die damalige Zeit unüblicherweise nach ihrer noch lebenden Mutter benannt, folgte dieser bald ins Grab und wurde mit ihr in St. Arnulf in Metz beigesetzt. 


Quellen: de.wikipedia.org; geschichtsforum.de; damen.de-academic.com; karl-der-grosse.com;