Die Gemeinde Perl kann am Beginn des 21. Jahrhunderts auf eine wechselvolle und spannende Vergangenheit zurückschauen. In der Gegenwart ist Perl eine der wenigen Gemeinden des Saarlandes mit steigenden Einwohnerzahlen. Damit ist es in der Zukunft bestens für die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte gerüstet.
Zurück in die Vergangenheit: Am 1. Juli 1816 kamen die Orte der heutigen Gemeinde Perl zum Kreis Saarburg in der preußischen Provinz Niederrhein. Diese wurde 1882 zur Rheinprovinz erweitert. Während die einzelnen Orte verschiedenen Ämtern unterstanden und teils eigene Amtssitze beherbergten, blieb Saarburg weitere 130 Jahre lang Sitz der Kreisverwaltung.
1914 begann dann der 1. Weltkrieg und die heutigen Ortsteile der Gemeinde waren Durchzugsgebiete der preußischen Soldaten in und aus Richtung Frankreich. Man war unterwegs von und zu den Schlachten in den Gegenden um Verdun und um Sedan.
Ende 1918 hatten dann die letzten Truppen die Gemeinde verlassen. Danach quartierten sich für einige Zeit amerikanische Soldaten ein.
Im Frühjahr 1919 zogen die Amerikaner aus Europa ab und die Franzosen übernahmen die Besetzung des Mittelrheingebietes, zu dem auch Perl, Nennig und die umliegenden Orte gehörten. Alle Beamten mussten ihren Dienst nun unter französischer Aufsicht versehen.
Ende der 1920er Jahre machten sich Inflation und Arbeitslosigkeit breit. Die Arbeitslosen mussten zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach Saarburg zum »Stempeln« (Arbeitslosengeld abholen). Die hohe Arbeitslosigkeit war ein guter Nährboden für den Nationalsozialismus. Zusätzlich waren In der Gemeinde besonders aktive NSDAP-Mitglieder am Werk.
Am 12. März 1933 wurde der Kreistag in Saarburg neu gewählt. Von 22 gewählten Kreistags-Mitgliedern erschienen 19. Die NSDAP stellte 11 und das Zentrum 8 Mitglieder. Dieser Tag war der letzte Versuch, die schon geschlagene Demokratie zu retten.
Am 5. Mai 1933 trat der Kreisausschuss zusammen. Der Kreisleiter aus Nennig wurde zum Vertreter des Landrats gewählt. Im Ort selbst bestand eine Ortsgruppe der NSDAP und eine Filiale der Gestapo. Nach Eintragungen aus der Kirchenchronik war es ein Terrorregiment, worunter man sehr zu leiden hatte. Im Tagebuch der NSDAP war zu lesen, dass Dechant Josef Feiten »reif für das Konzentrationslager sei«. Vermutlich wegen des hohen Ansehens, das er in der Bevölkerung genoss, sah man davon ab.
Während des 2. Weltkriegs lag beispielsweise Nennig im so genannten »Orscholz-Riegel«. Hier fanden im Winter 1944/45 besonders lange und harte Kämpfe statt mit beidseitig schweren Verlusten (Deutsche und Amerikaner).
Nach der Rückkehr aus der Evakuierung (erstmals im Sommer 1939 und dann nochmals 1945) fanden die Bürger ein ausgebombtes und bis zu 80 % zerstörtes Dorf wieder. Man fasste jedoch neuen Mut, und unter unsagbaren Opfern begann der Wiederaufbau.
Nach dem 2. Weltkrieg gehörten die damaligen selbstständigen Gemeinden des heutigen Perl zur französischen Besatzungszone. Am 18.7.1946 kamen die Gemeinden des südlichen Teiles von Saarburg, wozu auch Perl und Nennig gehörten, wieder zurück zum Saarland und bilden seit dem 8.6.1947 einen Teil des Landkreises Merzig-Wadern.
Im November 1947 wurden die Gemeinden dann dem Wirtschaftsgebiet Frankreich angeschlossen.
Am 23.10.55 stimmten bei der Volksabstimmung die Mehrheit der Bürger für die Wiedereingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland. Am 1.1.1957 wurden die Schlagbäume abgebaut. Die Einheit mit der Bundesrepublik Deutschland war wieder hergestellt.
Eine wirtschaftliche Teilabhängigkeit zu Frankreich blieb vorerst aber noch bestehen, besonders weil das Saarland noch bis zum 6. Juli 1959 weiter zum französischen Zollgebiet gehörte. Ab diesem »Tag X« wurde im Saarland die D-Mark zum Kurs von 100 Saar-Franken = 0,8507 DM eingeführt, und die Zollschranken zu Rheinland-Pfalz entfielen fortan.
Bei der Verwaltungsreform zum 1.1.1974 wurde aus 14 Gemeinden des Kreises die heutige Gemeinde Perl gebildet.
Durch die Lage im Dreiländereck war die freie Entfaltung Perl's zuerst in vielen Bereichen behindert. Dies ist jedoch seit dem Abbau der Grenzen in Europa, aufgrund zahlreicher geschichtlicher Gemeinsamkeiten und nicht zuletzt durch das grenzüberschreitende Moselfränkische heute kein Problem mehr.
Heutzutage reichen die politischen, wirtschaftlichen, kirchlichen und kulturellen Beziehungen der Gemeinde und private Bindung weit in die Nachbarländer hinein.
Das zusammenwachsende Europa spielt in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle im Dreiländereck Deutschland - Luxemburg - Frankreich. Nicht zuletzt durch die täglichen Pendlerströme der Berufstätigen wird deutlich, wie unwichtig die Grenzen zwischen den Nachbarn mittlerweile geworden sind.
Quelle: cdu-perl.de;