Nennig ist ein Ortsteil der Gemeinde Perl im Landkreis Merzig-Wadern (Saarland) und hat heute rd. 1.150 Einwohner. Bis Ende 1973 war Nennig eine eigenständige Gemeinde. Im Rahmen der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde zum 1. Januar. 1974 die bis dahin eigenständige Gemeinde Nennig zusammen mit 13 anderen Gemeinden der damals neu gebildeten Gemeinde Perl zugeordnet.
Nennig ist Grenzort zu Rheinland-Pfalz und Luxemburg. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nennig erstmals im Jahr 924, aber der römische Mosaikfußboden und der am Ortsrand befindliche Grabhügel (Tumulus) beweisen, dass der Ort schon zur Römerzeit besiedelt war.
Die Ortsbezeichnungen der heutigen Gemeinden und entsprechende Bodenfunde deuten auf eine dichte, keltische Besiedlung des Raumes um Perl und Nennig hin. So wurde bereits 1867 im Trierer Fundregister ein »celtischer Donnerkeil« in Nennig verzeichnet.
Der keltische Ursprung Nennig's lässt sich in der Ortsnamensforschung erkennen. Nennig wurde früher als »Nanniacum« bezeichnet. Die Kelten (die Römer nannten sie »Gallier«) prägten die Geschichte der Region rund 500 Jahre, bevor die Römer dann die Region beherrschten.
Als Beginn der Herrschaft der Römer über unsere Region ist das Jahr 55 v. Chr. anzusehen, in welchem Gaius Julius Caesar erstmals sein Heer über den Rhein auf das rechtsrheinische Ufer führte. Dies war der entscheidende Wendepunkt in der Entwicklung der Kultur.
Angelockt von der Schönheit der Natur und des fruchtbaren Bodens wurden die Römer heimisch und brachten somit auch den Anbau von Wein mit an die Mosel.
Bodenfunde aus der Mittelsteinzeit, sowie Grabfelder und Erdwallburgen (Fliehburgen) aus der Bronze- und Eisenzeit sind Zeugnis und Beleg dafür, dass Gegend um Perl und Nennig bereits wesentlich früher besiedelt war.
Römische Zeit
Mit dem ›Römischen Mosaik‹ gehört Nennig zu den wichtigen römischen Ausgrabungsstätten im Saarland. Die Überreste wurden 1852 bei Ackerarbeiten zufällig entdeckt. Wesentliche Teile des Anwesens wurden bis 1864 durch N. von Wilmowsky, 1866 durch H. Schaeffer und 1869-1872 durch E. Aus’m Weerth freigelegt. (siehe hierzu auch »Der Fälscher von Nennig«)
Neue systematische Grabungen fanden von 1987 bis 1999 durch F. Bertemes, R. Echt, K.-P. Henz und B. Bienert statt.
Hatte man lange geglaubt, die Villa von Nennig sei ein reiner Luxus- und Repräsentationsbau, so belegen die neuen Ausgrabungen die Zugehörigkeit der Nenniger Anlage zum Typ der Axialhofvilla.
Der Begriff ›villa rustica‹ ist eine moderne Wortschöpfung. In der Antike waren die Bezeichnung rus oder praedium üblich, sowie auf das Grundstück bezogen auch fundus. Die Römer unterschieden zwischen städtischen Gebäuden (aedes) und ländlichen (villa) Bebauungen.
Das Gebäudeensemble gliedert sich in einen repräsentativen Wohnbereich (pars urbana) und einen Ökonomiebereich (pars rustica). Letzterer besteht aus einem langgestreckten Hof, durch den breite, gepflasterte Fahrstraßen von der knapp 2 km entfernten Mosel auf das Herrenhaus zuführen. An beiden Längsseiten des Hofes standen Nutz- und Wohnbauten. Drei sind durch Grabung nachgewiesen, weitere dürften noch unerkannt im Boden stecken. Ein Teil des Hofareals ist seit 1999 modern überbaut.
Zur pars urbana der Villa gehörten ein herrschaftliches Wohngebäude von 120 m Breite mit einer Portikusfassade zwischen Eckrisaliten. Weiterhin gehörten zwei damit durch Portiken verbundene Seitentrakte, die als Gästewohnungen interpretiert werden, ein abseits gelegenes, fast 500 m² großes Badehaus vom Blocktypus, und eine fast 260 m lange Gartenportikus zwischen Haupthaus und Bad zur Villenanlage.
Moselwärts vor dem Badegebäude (im Bild rechts, Mitte links am Bildrand) erhebt sich auf der Domäne ein Grabhügel (Tumulus oder Mahlknopf, mundartlich Mohknapp), welcher allerdings keltischen Ursprunges ist. Möglicherweise wurden in dem bestehenden Grabhügel (im Bild rechts, Mitte rechts über den Villengebäuden) die sterblichen Überreste der Villenbesitzer beigesetzt.
Ausgrabungen durch A. Kolling 1986-87 erbrachten am Hügelfuß eine mannshohe Ringmauer von 44,5 m Durchmesser und den Nachweis, dass das Grabmal von einem 94 x 100 m messenden Mauergeviert umgeben war.
Nach Abschluss der Grabungen wurde der Hügel wieder aufgeschüttet und ein Teil der Ringmauer rekonstruiert. Ein zweiter Hügel nördlich des Mahlknopfs ist heute völlig eingeebnet.
Berühmt ist die Villa von Nennig vor allem wegen des hervorragenden Mosaikteppichs aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. im Empfangssaal des Herrenhauses. Von ursprünglich acht Medaillons mit figürlichen Darstellungen aus dem Amphitheater sind sieben erhalten.
Das 15,65 x 10,30 m große Mosaik ist an Ort und Stelle erhalten. (siehe Bild links) Ein Schutzbau aus dem 19. Jahrhundert macht es Besuchern zugänglich. Rechts und links des Schutzbaus sind die Grundmauern von Teilen des Herrenhauses zu besichtigen, u.a. die Säulenstümpfe eines Peristyls (rechteckiger Hof, der auf allen Seiten von durchgehenden Säulenhallen [Kolonnaden] umgeben ist) nördlich des Mosaiksaals.
Nach Ausweis datierender Kleinfunde (Münzen, Fibeln, Keramik) war die Villa von Nennig eine Gründung des 1. Jahrhunderts n. Chr. Die jüngsten Funde stammen aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.
Im Volksmund existieren Berichte von einigen unterirdischen Gängen zum Tumulus. Zudem wird dies von zahlreichen Augenzeugenaussagen von älteren Bürgern immer wieder bestätigt.
So soll noch vor 30 Jahren im Bereich der römischen Villa ein Eingang zu einem solchen Gang frei zugänglich gewesen sein, in dem man mehrere Hundert Meter fast aufrecht gehen konnte.
Auch soll beim Ausbau der Kanalisation in der Dorfstraße Richtung Besch in den 1950er Jahren ein solcher Gang angeschnitten worden sein. Ungeklärt ist, ob es zur römischen Geschichte einen Bezug gibt.
Über das Ende der Römerzeit an der Obermosel ist wenig bekannt. Sicher ist nur, dass Clodwig im Jahre 468 der römischen Herrschaft ein Ende machte und so auch der Raum um Nennig von den Franken besiedelt wurden.
Mittelalter
Auf die Römer folgten die Franken in Nennig. Diese bewohnten einige Zeit die römischen Bauwerke, unterhielten sie aber nicht mehr, sodass sie verfielen. Die römische Villa wurde endgültig während der Plünderungszüge der Normannen in der Schlacht bei Remich (auch: Schlacht bei Nennig) im Jahre 882 zerstört.
Wohl kurz darauf, evtl. auch schon früher, entstanden mehrere fränkische Herrenhöfe, aus denen die Schlösser Berg, Bübingen und Thorn hervorgingen. Von diesen dreien, die früher zu Nennig gezählt wurden, liegt Schloss Thorn heute außerhalb des Saarlandes im benachbarten Rheinland-Pfalz.
Die 1180 erbaute Wasserburg Berg, welche heute das von der Saarland Sporttoto gebaute Spielcasino »Casino Schloss Berg« mit angeschlossenem Luxushotel und ein *** Restaurant (so bewertet vom Guide Michelin) beherbergt.
Das andere ist das um 1340 erbaute »Schloss Bübingen«, welches gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde und das heute (leider) nicht mehr frei zugänglich ist, da sich die letzten Ruinen in Privatbesitz befinden.
Die territoriale Zugehörigkeit Nennigs war dabei geteilt. So übten bis 1769 der Kurfürst von Trier, der Herzog von Lothringen und der Herzog von Luxemburg gemeinschaftlich die Landeshoheit in Nennig und den seinerzeit dazu gehörenden Orten Berg und Wies aus. Dabei war Schloss Bübingen Sitz einer luxemburgischen Herrschaft und Schloss Berg Sitz einer lothringischen Herrschaft.
Die Einwohner von Nennig, das damals aus den Ortsteilen Nennig, Wies, Berg und Bübingen bestand, waren demnach Untertanen von verschiedenen Herren. Dabei bildeten die vier Orte jedoch eine ungeteilte territoriale Einheit (Kondominium). Die einzelnen Haushalte waren jedoch unterschiedlichen Staaten steuerpflichtig. Eine Karte aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zeigt diese für unsere heutigen Verhältnisse verworrenen Zustände.
Neuzeit
Nach dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen fiel Nennig an die Republik Frankreich, bis es 1815 nach dem Sieg über Napoleon dem Königreich Preußen (Rheinprovinz, Regierungsbezirk Trier, Kreis Saarburg) zugeschlagen wurde.
Seit dieser Zeit bildet die Mosel als Kondominium die Grenze zwischen Preußen (später Deutschland) und dem Großherzogtum Luxemburg. Das Kondominium wirkt sich in diesem Fall so aus, dass die Grenze Luxemburgs das deutsche Ufer ist und die Grenze Deutschlands das luxemburgische Ufer, die Mosel also beiden Staaten gehört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die heute zu Perl gehörenden Ortschaften zunächst zur französischen Besatzungszone und wurden 1946 von der französischen Militärregierung zum Kreis Saarburg im Regierungsbezirk Trier eingegliedert.
Zum 7. Juni 1947 erfolgte der Wechsel der südlichen Gemeinden des Kreises Saarburg zum Landkreis Merzig-Wadern. So auch die heutigen Ortsteile der Gemeinde Perl. Nennig war bis Ende 1973 eine eigenständige Gemeinde im Saarland. 1974 wurde durch das Verwaltungsreformgesetz die Gemeinde Nennig aufgelöst und in die Gemeinde Perl eingegliedert.