Geschichte des Trierer Doms
Der Trierer Dom St. Peter ist die älteste Kirche Deutschlands. Gleichzeitig ist der Dom auch das älteste noch erhaltene Bauwerk Deutschlands. Die Kathedrale diente in ihrer 1.700-jährigen Geschichte ununterbrochen ihrem ursprünglichen Zweck als Bischofskirche. Das ist auch noch heute so.
Seit der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts ist Trier Bischofssitz.
Der älteste Bauabschnitt, ist der »Quadratbau« aus dem 4. Jahrhundert. Im Dom St. Peter können bis hin zur Gegenwart des 21. Jahrhunderts alle Phasen der Bau-, Kunst- und Glaubensgeschichte in Europa zurückverfolgt werden.
Der Name »Kathedrale« für eine Bischofskirche leitet sich von »Kathedra« ab, dem Sitz (und Lehrstuhl) des Bischofs. (siehe Bild unten rechts) Als einer der Nachfolger der Apostel leitet der Bischof seine Diözese: In der Lehre, in der Liturgie, in der Hierarchie. Der Bischof feiert zusammen mit »seinen« Priestern und mit allen Gläubigen am Altar des Domes die Hauptgottesdienste des Kirchenjahres.
Schon früh war der Dom eine bedeutende Wallfahrtsstätte: Der Überlieferung nach brachte im 4. Jahrhundert die Mutter Kaiser Konstantins, die »Heilige Helena«, die Tunika Christi, den sog. »Heiligen Rock«, von ihrer Pilgerreise mit nach Trier. Der Heilige Rock wurde im Jahr 1512 erstmals öffentlich gezeigt und ist seitdem Ziel von Wallfahrten. Zuletzt wurde der Heilige Rock in den Jahren 1996 und 2012 gezeigt. Wann die nächste Heilig-Rock-Wallfahrt stattfinden wird, ist noch ungewiss. Man spekuliert, dies könnte im Jahr 2033 sein. Das wären 2.000 Jahre seit der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi.
Wegen seiner herausragenden Bedeutung für die Menschheit wurde der Dom zusammen mit der unmittelbar daneben liegenden Liebfrauenkirche 1986 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Seit etwa im Jahr 270 n. Chr. gibt es In Trier eine christliche Gemeinde. Die ersten Bischöfe waren Eucharius, Valerius und Maternus. Der Versammlungsort der ersten Gemeinde war vermutlich eine Hauskirche innerhalb der Stadtmauern.
Das Toleranzedikt aus dem Jahr 311 und die Vereinbarungen der Kaiser Konstantin und Licinius in Mailand im Jahr 313 gewährte den bislang verfolgten Christen Religionsfreiheit.
Unter Bischof Agritius (* um 260; † nach 329, nach anderen Quellen um 330 bis 332 in Trier, gilt als erster sicher nachweisbarer frühchristlicher Bischof von Trier, da er im Jahre 314 an der Synode von Arles teilnahm) wurde über einem Wohnhaus in den Jahren 310 bis 320 eine erste große Basilika errichtet. Reste davon sind heute in den Ausgrabungen unter der Dom-Information zu besichtigen.
Bischof Maximin (329 bis 346) ließ de die erste Basilika nach Norden und nach Osten zu einer monumentalen Kirchenanlage erweitern. Die Kirchenanlage bestand nunmehr aus vier Basiliken, einem Baptisterium und zahlreichen Nebengebäuden und war damit eine der größten Kirchenanlagen des 4. Jahrhunderts.
Der Dom wurde ab dem Jahr 340 durch einen Neubau, der »Quadratbau«, erweitert. Dessen Außenmauern bilden noch heute den Kern des Doms.
Durch die Wirren der Völkerwanderung wurde die antike Kirchenanlage in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zerstört. Den »Quadratbau« und Teile der Nordkirche ließ Bischof Nicetius † 561) von »italischen Bauleuten« wieder herstellen. Erneut zerstört wurde die Kirchenanlage durch den Normanneneinfall an Ostern des Jahres 882.
Nach Anfängen unter Erzbischof Egbert († 993) gelang erst unter Erzbischof Poppo von Babenberg († 1047) und seinen Nachfolgern eine Erneuerung der Domkirche einschließlich der Krypten und der Westfassade. Diese gilt als ein Meisterwerk salischer Baukunst.
Der spätromanische Chor (eingeweiht 1196) mit einer Krypta wird an der Ostwand des »Quadratbaus« angebaut. Danach folgte die Einwölbung des Domes. Im 13. Jahrhundert wurde über den zerstörten Resten der antiken Südkirche der Neubau der Liebfrauenkirche errichtet. Aus dieser Zeit stammt auch der Kreuzgang.
Unter Erzbischof Balduin († 1354) wurden die beiden Osttürme erhöht. Der Westturm wurde um 1515 aufgestockt.
Von der mittelalterlichen Ausstattung des Kirchenraums sind noch bedeutende Teile erhalten. So z.B. die Chorschranken und die Grabdenkmäler. Die Grabdenkmäler weisen darauf hin, dass der Dom seit dem Mittelalter die Grablege der Trierer Bischöfe ist.
Im Jahre 1614 entdeckte man bei den Fundamentierungsarbeiten für den Allerheiligenaltar unter dem Domfußboden zwei Bruchstücke einer großen Granitsäule. Sie wurden ausgegraben und vor das Portal des Domes gelegt. Sie sind heute bekannt als »Domstein«. Ursprünglich war diese Säule eine von vier Säulen, die den ersten Dombau im Inneren trugen.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 begann Erzbischof Carl Casper von der Leyen (†1676) mit der Umgestaltung der Domkirche. Unter seinem Nachfolger, Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck († 1711), entstanden der altarähnliche Aufbau im romanischen Ostchor und die außen am Scheitel des Ostchors angefügte Heiligtumskammer. Dieser Raum ist der Aufbewahrungsort für den »Heiligen Rock«, der kostbaren Reliquie des Trierer Doms.
Ein Dombrand im Jahr 1717 erforderte umfangreiche Änderungen: Neue Altäre, barocke Grabdenkmäler, ein schmiedeeisernes Chorgitter und eine Schwalbennestorgel vollendeten im Laufe des 18. Jahrhunderts die »Barockisierung« der Domkirche.
Schon im 19. Jahrhundert begann man erneut mit umfangreichen Restaurierungen des Doms. Diese hatten das Ziel. das mittelalterliche Aussehen der Domkirche wieder herzustellen.
Die letzte große Domrestaurierung fand in den Jahren 1960 bis 1974 statt. Neben einer umfassenden baulichen Sanierung wurde auch das Innere des Doms neu gestaltet. Analog zur Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde der Altarbezirk neu konzipiert.
Am 1. Mai 1974 hat Bischof Dr. Bernhard Stein den neuen Altar konsekriert und die Domkirche auch als Kathedrale wieder in Dienst genommen.
Der Heilige Rock
Die kostbarste Reliquie in Trier Domes ist der »Heilige Rock«.
Die im Trierer Dom aufbewahrte Reliquie ist der Tradition gemäß das ungeteilte Gewand Jesu Christi.
Wie das Johannesevangelium berichtet, wurde ein Teil der Gewänder Jesu nach dessen Kreuzigung verteilt, der Leibrock Jesu indessen verlost, da er den Soldaten für eine Zerteilung zu kostbar erschien. Denn er war »von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht« (Joh. 19,23).
Ob die Reliquie in Trier wirklich das Gewand Christi, ist lässt sich weder mit historischen, noch mit naturwissenschaftlichen Methoden sicher beweisen.
Die Überlieferung besagt, dass Flavia Julia Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, die Tunika Christi vom Heiligen Land nach Trier gebracht hat.
Helenas Reise ins Heilige Land ist historisch verbürgt. 327 oder 328 reiste die damals schon hochbetagte Mutter des Imperators ins Heilige Land.
Allerdings war diese Reise nicht nur eine Pilgerfahrt, sondern hatte auch politische Ziele. Für die konstantinische Dynastie sollte Helena in den erst kurz zuvor Konstantins Gegnern entrissenen Provinzen Präsenz zeigen.
Dass sie dort im Schutt des Berges Golgatha das Kreuz Christi gefunden habe, geht auf die Berichte der Bischöfe Gelasius von Caesarea und Ambrosius von Mailand zurück.
Vom Heiligen Rock ist in diesen spätantiken Berichten nicht die Rede.
Erstmals erwähnt wird der Heilige Rock im 11. Jahrhundert. Das älteste sichere Zeugnis für die Annahme, dass Helena den Heiligen Rock nach Trier brachte, findet sich in den Gesta Treverorum, der trierischen Chronik des frühen 12. Jahrhunderts.
Es ist sicher belegt, dass der Heiligen Rock am 1. Mai 1196 vom Westchor in den neuen Altar des Ostchors gebracht wurde.
Vor über 800 Jahren fand die Weihe des Hochaltars im damals neu errichteten Ostchor des Trierer Domes durch Erzbischof Johann I statt. In diesem Altar wurde damals der Heilige Rock eingeschlossen hatte. Dieses Datum, der »1. Mai 1196« war auch Anlass für die Bistumswallfahrt 1996, welches damals zur 800-Jahr-Feier gewählt wurde.
Im Jahr 1512: Öffnung des Hochaltars in Gegenwart von Kaiser Maximilian unter Erzbischof Richard von Greiffenklau und erste Wallfahrt zum Heiligen Rock.
Weitere Wallfahrten fanden in den Jahren: 1513, 1514, 1515, 1516, 1517, 1524, 1531, 1538, 1545, 1655, 1810, 1844, 1891, 1933, 1959, 1996 und 2012 statt.
Seit der Domrenovierung 1974 wird der Heilige Rock in seinem Holzschrein aus dem Jahre 1891 liegend unter einem klimatisierten Glasschrein aufbewahrt.
Die große Wallfahrt von 1996 wurde zu einem Fest aller Gläubigen, das seine Fortführung in den jährlichen Heilig-Rock-Tagen findet.
Nur während der jährlichen Heilig-Rock-Tage ist die Heilig-Rock-Kapelle zugänglich, das Gewand selbst ist aber nicht sichtbar.
Die Ereignisse der Vergangenheit und die ungünstigen Aufbewahrungsbedingungen haben dazu beigetragen, dass sich der ursprüngliche Textilzustand sehr verändert hat, da des Öfteren Ausbesserungen vorgenommen worden waren.
Die Frage nach der Echtheit des Heiligen Rockes kann nicht eindeutig beantwortet werden.
Für den Gläubigen ist die Symbolik bedeutend: Die Reliquie weist hin auf Jesus Christus selbst: Seine Menschwerdung und die weiteren Ereignisse seines Lebens bis hin zur Kreuzigung und seinen Tod.
Der ungeteilte und nahtlose Rock ist auch ein Zeichen der ungeteilten Christenheit und erinnert an die verbindende Kraft Gottes, wie sie im Trierer Pilgergebet um Ausdruck kommt.
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Quellen: dominformation.de, Heilig-Rock-Wallfahrt.de, Wikipedia.org