Die Stadt Toul (deutsch Tull, aus lat. Tullum Leucorum) liegt im lothringischen Département Meurthe-et-Moselle, am westlichsten Punkt der Mosel (Moselle). Toul liegt ca. 18 km westlich von Nancy und hat rd. 16.000 Einwohner.
Geschichte
Bereits in prähistorischer wurde Toul durch den gallischen Stamm der »Leuker« gegründet, die auch in Caesars »De Bello Gallico« erwähnt werden. Die »Leuker« lieferten, ebenso wie benachbarten »Sequaner« und die »Lingonen«, Getreide an Caesar. Die römische Armee lagerte 58 v. Chr. in Vesontio (heute: Besançon), um sich für den Feldzug gegen Ariovist mit Proviant auszustatten.
Toul selbst wurde 51 v. Chr. von den Römern besetzt. Bedingt durch die Lage der Stadt an der Römerstraße Lyon-Trier setzte schon früh eine wirtschaftliche Entwicklung ein. Die ehemalige Römerstraße führte mitten durch die Stadt (die heutige Rue Michatel).
Mitte des 4. Jahrhunderts kam der Missionar Mansuetus (Saint Mansuy) in die Stadt. Er wurde 365 erster Bischof von Toul und stand somit einer großen Diözese im Erzbistum Trier vor.
Die Franken beendeten die römische Herrschaft in Toul, welches zu dieser Zeit den Namen »Tullum Leucorum« trug. Nach der »Pax Romana« begann eine barbarische Zeit mit immer wiederkehrenden Invasionen. Die Stadt wurde mehrmals verwüstet, insbesondere 451 von den Hunnen unter Attila.
Nach der »Schlacht von Zülpich« hielt sich der Frankenkönig Chlodwig I. in Toul auf und wurde vom Heiligen Waast (Ndl. Vaast) auch zum Christentum bekehrt. Der heilige Vaast wird in Flandern und im angrenzenden Nordfrankreich verehrt, wo sein Patrozinium häufig ist. Insbesondere ist er Patron von Stadt, Kathedrale und des Bistums von Arras. Er ist auch Schutzheiliger gegen Augenleiden. Sein Gedenktag ist der 6. Februar.
Toul gehörte nach dem Tod Chlodwigs erst zum fränkischen Teilreich Austrien, später nach erneuten Teilungen des Frankenreiches zu Lotharingien.
Während dieser Epochen erhielten die Bischöfe Schenkungen von Dagobert I. (623), Karl dem Großen (804) und Arnulf von Lothringen (894), durch die ihre weltliche Macht gestärkt wurde.
Heinrich I. bekräftigte endgültig die Stellung der Bischöfe im Ostfrankenreich in der »Charta von Mainz« (928), in welcher den Bischöfen weitgehende Rechte eingeräumt wurden. Das Bistum Toul bildete zusammen mit den Bistümern von Metz und Verdun die »Drei Bistümer« oder »Trois-Évêchés«, welche als eigenständige Länder nun auch im weltlichen Recht durch ihre Bischöfe regiert wurden.
Die Bischöfe herrschten bis ins 10. Jahrhundert hinein. Einer der Bischöfe wurde im 10. Jhdt. sogar als Leon IX. zum Papst gewählt.
Die Bürger wurden mit der Zeit mit der klerikalen Verwaltung immer unzufriedener und wollten auch selbst an der Regierung beteiligt werden. Oft wurden selbst um Kleinigkeiten teilweise blutigen Streitigkeiten ausgetragenen. Es sollte jedoch noch fast 300 Jahre bis zur Gewährung kommunaler Freiheiten dauern.
Toul, damals oft »Tull« genannt, wurde Freie Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
1552 eroberte König Heinrich II. von Frankreich die Stadt und ihr Territorium. Im Zusammenhang mit dem »Westfälischen Frieden« wurde sie 1648 offiziell von Frankreich annektiert.
Sébastien Le Prestre de Vauban, der Festungsbaumeister Ludwigs XIV. und Marschall von Frankreich, befestigte ab 1699 die Stadt und integrierte sie in das französische Verteidigungssystem. 1712 wurden die Arbeiten jedoch abgebrochen.
Als 1777 das Bistum geteilt wurde, leitete dies den Abstieg Touls zugunsten der neuen und dynamischen Stadt Nancy ein. Durch die »Französische Revolution« wurden zahlreiche Kirchen, Klöster und Abteien zerstört und das Bistum wurde schließlich nach fast 14 Jahr-hunderten aufgelöst.
Während des »Deutsch-Französischen Krieges« 1870/71 wurde Toul 1870 von der deutschen Armee belagert, da die Festung eine wichtige Bahnlinie blockierte.
Es gab zunächst kaum Kampfhandlungen, da gleichzeitig erfolglose Gespräche über einen Waffenstillstand liefen. Nach einem Beschuss über acht Stunden mit schwerer Belagerungsartillerie kapitulierte die Festung am 23. September 1870.
Wie schon im Ersten Weltkrieg war auch im Zweiten Weltkrieg Toul hart umkämpft. Im Nordosten der Stadt gab es einen Militärflugplatz. Während der fünftägigen Belagerung im Juni 1940 erlitt die Stadt schwere Zerstörungen. 40 % der Altstadt lagen in Trümmern.
Die Wiederherstellung der Baudenkmäler in der Altstadt und der am 19. Juni 1940 durch einen Bombenangriff beschädigten Kathedrale dauerte lange. Während des Krieges wurden provisorische Dächer über den Kirchenschiffen errichtet, welche erst in den 1980er Jahren endgültig ersetzt wurden.
2003 wurde mit der Instandsetzung der Westfassade der Kathedrale begonnen, an der noch lange nicht alle Skulpturen hergestellt sind.
Sehenswürdigkeiten
Weinbau
Toul ist namensgebend für die Côtes de Toul, das wichtigste Weinanbaugebiet der Region Lothringen, das 1998 in den AOC Status (Appellation d’origine contrôlée) erhoben wurde.
Die Appelation Côtes de Toul erstreckt sich auf 110 Hektar an den Hängen einer Hügelkette westlich der Stadt und umfasst die Gemeinden Lucey, Bruley, Pagney-derrière-Barine, Domgermain, Charmes la Côte, Mont le Vignoble, Blénod-lès-Toul und Bulligny.
Zugelassen sind die Rebsorten Pinot Noir (Spätburgunder), Gamay und Pinot Meunier (Schwarzriesling) für Rot und Roséweine sowie Auxerrois und Aubin Blanc für Weißwein. Der bekannteste Wein der Region ist der Gris de Toul, ein sehr heller Roséwein der aus mindestens 85 Prozent Pinot Noir und/oder Gamay bestehen muss.