Von der Antike bis in die Neuzeit
Bereits die Römer bauten in der Champagne Wein an. Der Wein, den sie herstellten, war damals wie heute zunächst einmal ein normaler »stiller« Wein. Aufgrund seiner Nähe zu Paris und der Aktivitäten der Klöster von Reims und Châlons-en-Champagne blieb der Weinbau erhalten, ohne wirklich große Popularität zu erreichen.
Der Begriff »Vin de Champagne« setzte sich erst während der Herrschaft von Heinrich IV. (*1050 - †1106) durch, nachdem er vorher in der anonymen Masse der Weine aus der Region rund um Paris unterging.
Das Jahr 1114 gilt als offizielles Gründungsjahr der Weinregion Champagne.
Der Bischof von Chalons-en-Champagne stellte dem Abt des dortigen Benediktinerklosters eine Urkunde über den kompletten Grundbesitz des Klosters aus. Wichtige Örtlichkeiten und ihr Rebland, zum Beispiel Ay and Oger, werden in dieser Urkunde benannt, die auch als die »grande charte champenoise« bekannt ist.
Die Bezeichnung wurde in seiner Herkunftsregion anfangs nicht gerne gesehen, da der Begriff Champagne (franz. champs von lateinisch campus → Feld, Ebene, offene Landschaft) einen unfruchtbaren Boden bezeichnet, der nur noch als Weidegrund für Schafe dient. Ungeachtet dessen gewann der Wein in der Folgezeit immer mehr Freunde an den königlichen Höfen Frankreichs und Englands.
In den folgenden Jahrhunderten setzt sich der Begriff »Vin de Champagne« durch, und dieser Wein (immer noch still) wird an den europäischen Adelshöfen immer populärer. Ludwig XIV. machte ihn sogar zu seinem Hauswein.
Erst 1670 wurden die Weichen für den heute bekannten Champagner gestellt und aus dem ursprünglich stillen Weißwein wurde ein Schaumwein
Durch Zufall entdeckte man, wie sich Schaumwein herstellen lässt.
Aufgrund der im Norden Frankreichs spät reifenden Trauben kam es immer wieder vor, dass Wein vor Beginn des Winters nicht vollständig durchgären konnte. Im nächsten Frühjahr – bei steigenden Temperaturen – setzte die Gärung dann erneut ein. Solange der Wein sich in Holzfässern befand, war das nicht weiter schlimm, da die bei der Gärung entstehende Kohlensäure leicht entweichen kann.
Dies ist anders, wenn sich der Wein bereits in Glasflaschen befindet und die zweite Gärung (die sogenannte Flaschengärung) einsetzt. Dann kann die Kohlensäure nicht entweichen, und es entsteht ein Schaumwein.
Zuerst galt dies als qualitativ nicht einwandfreier Wein, doch an den europäischen Königshöfen wurde er schnell zum beliebten Getränk.
Es ist vermutlich den Engländer zu verdanken, dass die Flaschenabfüllung nicht gleich wieder abgeschafft wurde. Sie liebten diesen perlenden Wein einfach zu sehr. Aufgrund des Gärprozesses in der Flasche waren die Winzer anfangs nicht allzu sehr von diesen »neuen« Wein begeistert, sie mussten sich mit herausspringenden Korken und geplatzten Flaschen herumärgern. »Wein des Teufels« wurde er in der Anfangszeit genannt.
Nach und nach beherrschten die Winzer den Prozess der kontrolliert ablaufenden Flaschengärung. Christoper Merret teilte der Royal Society in einen Schreiben am 17.12.1662 genau dies mit. Er ging vor allem auf den gezielten Zuckerzusatz ein, der den Wein Frische und Perlage verleiht.
Der Benediktinermönch Dom Pérignon (*1638 - †1715) führte zahlreiche Experimente durch, um den Herstellungsprozess kontrollierbar und reproduzierbar zu machen. Explodierende Flaschen im Keller oder während des Transportes zum Kunden führten zu großen Verlusten in der Herstellung. Kellermeister trugen Eisenmasken, um sich vor den häufig herumfliegenden Glassplittern zu schützen.
Dom Pérignon, welcher damals als Kellermeister in der Benediktinerabtei Hautvillers arbeite, entwickelte das Verfahren maßgeblich weiter. Er beschäftigte sich auch intensiv mit dem Verschnitt, das Weißkeltern roter Trauben und divererser Verschusstechniken u.a. das Korken mit Kordeln am Flaschenhals gesichert werden. Eine Weiterentwicklung dieser Verschlusstechnik ist die heute benutzte »Agraffe« (ein Drahtgestell, welches den Korken auf der Flasche »sichert«).
Doch erst Louis Pasteur brachte mit seiner Grundlagenforschung über Gärprozesse das Verständnis darüber einen großen Schritt nach vorne. Jetzt hatten die Winzer das Wissen um die Qualität entscheidend zu verbessern.
Im Jahr 1729 gründete Nicolas Ruinart das älteste heute noch bestehende Champagner-Haus.
Für die Familie Gosset ist zwar bereits 1584 der Handel mit Wein belegt, die Kontinuität ist aber nicht gesichert.
Mit den Handelshäusern (wie z.B. Heidsieck, Moët & Chandon, Perrier-Jouët und Bollinger) kam es zu einer internationalen Vermarktung und der Wein gewann den Ruf, den er heute noch hat.
Im Gegensatz zu vielen anderen Berufszweigen haben Frauen in der Entwicklung des Champagner eine gewichtige Rolle gespielt. Interessanterweise spielten Frauen sehr bedeutende Rollen. Pommery, Perrier und Veuve Clicquot Ponsardin wurden von Witwen, deren Männer in jungen Jahren starben, zu internationalem Ruhm und Glanz geführt.
Unter Napoleon erlebt der Champagner einen Höhenflug ohne gleichen. Er feiert seine Siege und seine Kaiserkrönung mit Champagner. Viele seiner Bündnispartner und Gegner wollen sich auch an diesem Getränk ergötzen – und das Jahr 1812 sollte einer der besten Champagnerjahrgänge aller Zeiten werden.
Napoleon gilt auch als Begründer des »Sabrierens« (Abschlagen des Flaschenkopfes mit einem Säbel).
Bis ins 19. Jahrhundert war Champagner trüb, da sich die Hefe der zweiten Gärung in der Flasche befand. Dann erfand 1806 Nicole-Barbe Cliquot (»Veuve Cliquot-Ponsardin«) zusammen mit ihrem deutschstämmigen Kellermeister Antoine Müller und mit Alfred Werlé das Rütteln und Degorgieren. Ursprünglich soll das erste Rüttelpult ein Küchentisch gewesen sein. 1813 wurde diese Technik in André Julliens »Manuel du Sommelier« dann erstmals erwähnt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Champagner zu einem weltweit verbreiteten Luxusgut. Dem Aufschwung des 19. Jahrhunderts bereitete jedoch die Reblausinvasion ein Ende.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stoppte die Reblaus das fulminante Wachstum der ersten Hälfte. Die Reblaus ist ein aus Amerika eingeschleppter Schädling, der die Wurzeln des Weinstocks befällt und die Rebe innerhalb weniger Jahre absterben lässt. Durch Aufpropfen auf amerikanische Wurzeln wurde bald ein Mittel gefunden, um die Reben vor der Reblaus zu schützen.
Auch das 20. Jahrhundert sollte nicht gut für den Champagner beginnen. Die Champagne war Schauplatz zahlreicher Kampfhandlungen im ersten Weltkrieg, und mit der Revolution in Russland (1917) und der Prohibition in den USA gingen wichtige Exportmärkte verloren.
Doch all diese Schicksalsschläge konnten den Siegeslauf des Champagners nicht aufhalten. Heute werden ungefähr 300 bis 350 Millionen Flaschen Champagner pro Jahr produziert. Das Getränk, das ursprünglich fast ausschließlich von Königen und Kaisern genossen wurde, hat eine große globale Anhängerschaft gefunden.
Quellen: wikipedia.org, champagne.fr, tourisme-en-champagne.com,