Die Burg Montclair (lat. mons clarus → heller Berg) ist eine mittelalterliche Burgruine bei Mettlach.
Sie wurde auch als »Munzlar« bezeichnet und liegt auf dem Bergrücken, um welchen die Saar fließt und die sog. »Saarschleife« bildet.
Zu erreichen ist die Burg nur zu Fuß, entweder von dem Wanderparkplatz in der Nähe der Kirche St. Gangolf oder von dem Treidelpfad an er »Innenseite« der Saarschleife aus.
Kaum zu glauben ist es heutzutage, dass der Burgberg einst eine der größten und mächtigsten Burgen der Region beherbergte. Sie galt damals als uneinnehmbar.
Die Burg diente als Schauplatz von Streitereien und Belagerungen und als Spielball zwischen den rivalisierenden Herrschern, die um die Vorherrschaft in der Region agierten.
Durch seine strategisch günstige Lage auf dem lang gestreckten, von der Saar umflossenen Bergrücken mit seinen steil abfallenden Felsen, wurde der Ort schon von den Kelten zum Schutzburgenbau genutzt. Später lockten die Zolleinnahmen auf der Saar. Um kaum eine andere Burg der Region rankten sich so viele Sagen und Legenden.
Sechs Familien herrschten über die Burg Montclair, bevor sie ihre Vormachtstellung verlor und mit dem Bau von Neu-Montclair ein neues Kapitel ihrer Geschichte anbrach.
Lange lag sie danach verlassen und verfallen da, bevor sie renoviert wurde. Sie wurde zu einem wunderschön gelegenen Ausflugsziel, das uns noch heute Einblick in die vergangenen Zeiten gewährt.
Der Burgfelsen
Der Berg wurde bereits in der Römerzeit im 3. und 4. Jahrhundert vor den einfallenden Germanen zum Schutz genutzt. Erstmals bebaut wurde der Berg mit einer keltischen Fliehburg. Ganz in der Nähe, in Mettlach, befanden sich zu dieser Zeit auch keltische Opferstätten.
Turmhügel mit Überresten von Skiva
Später wurde das Christentum zur vorherrschenden Religion. Um die Jahrtausendwende entstanden in der Region weitere Ausbauten der Abtei in Mettlach: Zwischen 987 und 994 erbaute Abt Lioffin eine Marienkirche, von der wesentliche Teile, wie der bekannte »Alter Turm«, heute noch stehen.
Die sich um 1.000 n. Chr. im Besitz des Adalbero von Luxemburg befindliche Burg »Skiva« (→ Berg / Fels / Abhang) scheint ihren Ursprung in dieser Zeit zu haben.
Adalbero (Adalbert) war Sohn des ardennischen Grafen Siegfrieds und Probst von St. Paulin in Trier. Um seine Position gegenüber dem Gegenbischof Adalbero zu stärken, wurde »Skiva« nach der Eroberung von Bischof Poppo aus Trier, im Jahre 1017 zerstört.
Damals schon tauchten die Konflikte auf, die die Burg über Jahrhunderte begleiten sollten, da sich verschiedene Adelsfamilien aus Lothringen mit den Bischöfen aus Trier später um die Besitztümer bekriegten.
Das Burgareal hatte eine Länge von 450 m mit einer Vorburg im Osten, einer Kernburg und im Westen vorgelagerten Verteidigungswerken. Die drei Abschnitte waren durch Halsgräben getrennt.
Die Kernburg bestand aus einem Bergfried, mehren Verteidigungstürmen, einer Kapelle, einem großen Wohnhaus, Ställen und Scheunen.
Die Reste des aufgeworfenen Turmhügels liegen, mit Gräben und Wällen umgeben, ca. 250 m westlich (Geographische Lage: 49.496758°, 6.554976°) von der heutigen Burg Montclair.
Die Burg als Lehen
Burgen waren im Mittelalter häufig ein regionales Zentrum, das zum einen dem Schutz und der Verteidigung diente, und zum anderen aber auch eine Stätte der Macht war.
Hierhin mussten die Abgaben der Untertanen geliefert werden, hier mussten sich die Leibeigenen einfinden, um ihre Frondienste abzuleisten. Häufig wurden Besitzungen, Burgen, Ländereien an treue Verbündete als Lehen (von »leihen«) vergeben, um sich deren Hilfe und Unterstützung zu versichern. Lehnsherr und Lehensnehmer versprachen sich gegenseitig Unterstützung und Hilfe.
Auch Montclair wurde als Lehen des Erzbischofes von Trier weitergegeben. Nach Trier'schen Lehensrecht wurde es nicht automatisch an die weibliche Nachkommenslinie vererbt, was zu mancherlei Unstimmigkeiten führte. Montclair diente in seiner Geschichte fast nie als permanenter Lebensmittelpunkt seiner Herren.
Stammtafel
Der Erzbischof Arnold von Trier übergab die Burg als Lehen an Arnolph von Walecourt, der sich verpflichtet »Merzig und den Saargau gegen feindliche Einfälle und Raubzüge zu schützen«.
Auch in den folgenden Jahrhunderten blieb die Burg als Lehen der Kirche bestehen und erzeugte so manchen Streit mit den weltlichen Herren. Sowohl Arnolph, wie auch andere spätere Besitzer, zeugten keine männlichen Nachkommen, sodass die Burg über die weibliche Linie weitervererbt wurde.
Der Streit Jakob gegen Balduin
Erzbischof und Kurfürst Balduin von Trier (1307-1354) übergab 1315 die Burg Montclair als Lehen an Jacob von Montclair, der sich die Burg ab 1344 mit Rudolf von Lothringen teilen musste.
Wirtschaftlich ging es den Rittern schlecht. Da Montclair strategisch günstig lag, zog Jacob in der Umgebung auf Raub und verbündete sich mit dem Herzog von Lothringen und der Bürgerschaft von Trier gegen den Bischof Balduin. Er erhob, wider alle Absprachen, Zölle auf der Saar und unterdrückte die Untertanen des Erzbischofs.
Daraufhin nahm der Bischof Jacob gefangen. Er wurde aber durch den Einfluss Rudolph von Lothringens wieder frei gelassen und musste mit Brief und Siegel seine Treue gegenüber dem Bischof schwören.
Trotz des Schwures plünderte Jacob weiter, da er sich auf seiner Burg sicher wähnte. Die Burg war mittlerweile die bedeutendste Burg an der Saar geworden und, wie auch die Burg Eltz, zu einer uneinnehmbaren Festung ausgebaut.
Ab April 1351 belagerte Erzbischof Balduin die Burg. Es kam zu einem erbitterten Kampf. Balduin versuchte die Burginsassen auszuhungern, was ihm aber nicht gelang.
Erst als die Truppen des Erzbischofs die Wasserquellen entdeckten (am Abhang der Dreisbacher Seite) und in ihren Besitz nehmen konnten, kapitulierte Jacob mit Gefolge, fast verdurstet, am 22. Dezember 1351.
Balduin feierte noch das Weihnachtsfest auf der Burg, um sie danach zu zerstören. Mit der Schleifung der Burg war auch die Entwicklung der Burg Alt-Montclair beendet, von der es heute nur noch Trümmer zu finden gibt.
Neubeginn auf dem Burgberg
Der männliche Stammbaum der Montclairs war mit dem Tode Johanns (1427), dem Sohn Jacobs (1371) ausgestorben. Eine Schwester Jacobs war verheiratet im Hause Sierck.
Arnold von Sierk erhielt 1428 die Erlaubnis von den Erzbischöfen Otto und 1433 von Raban von Trier, den Burgberg nochmals zu bebauen.
Mit dem Lehen erhielt er auch die Erlaubnis, das Wappen Montclair und Clermont zu übernehmen. Er nannte sich daraufhin auch »von Montclair«.
Neu-Montclair besaß einen trapezförmigen Grundriss mit zwei kleineren Flankierungstürmen (Schalentürmen) an den Ecken im Westen und zwei Rundtürmen (Rondelle) an der Hauptangriffsseite im Osten. Die vier Turmgeschosse der beiden Rondelle hatten gleichzeitig Wehr-, Wohn- und Wirtschaftsfunktionen. Bemerkenswert sind die angebauten Treppentürme an den beiden Rondellen.
Zwischen den Rondellen befand sich das Torhaus, bestehend aus der Torhalle, der überdachten Wehrplattform und dem Laufgang zwischen den Treppentürmen der beiden Rondelle. Im Westen befand sich zwischen den beiden Flankierungstürmen ein Ökonomiegebäude, dessen hintere Wand Teil der Wehrmauer war, die den annähernd rechteckigen Burghof umgab.
Vor den Rondellen sollte ein tiefer Halsgraben, der von einer Zugbrücke überspannt wurde, die Feinde von der Burg fernhalten. Östlich der Brücke stand ein kleines Torhaus zu ihrem Schutz.
Die Burg Montclair wurde gleichzeitig mit der Schwesterburg Meinsberg in Manderen/F im Jahre 1439 fertiggestellt. Arnold und seine Nachfolger lebten in der schöneren Burg Meinsberg (sie ist mittlerweile renoviert und auch bekannt als »Château de Marlborough«).
Da Arnold 1455 ohne männlich Nachfolger starb, ging das inzwischen zur Reichsgrafschaft aufgestiegene Montclair an den Grafen von Sayn, der mit Elisabeth, Arnolds Tochter, verheiratet war.
Um die Burg wurde sich, bis auf eine Renovierungsmaßnahme 1581-1583, nicht mehr gekümmert. Sie blieb unbewohnt. In den kriegerischen Tagen des 17. Jahrhunderts wurde Montclair kaum mehr erwähnt.
1621 war die Burg schon zu großen Teilen verfallen. 1661 bestimmte Ludwig XIV. von Frankreich, der Lothringen besetzt hielt, dass die Burg nicht mehr aufgebaut werden sollte. Allein das Hofhaus war noch zu Verwaltungszwecken in Gebrauch. Dies brannte allerdings 1786 ab.
Die Neuzeit
Im Jahre 1833 besuchte der als Romantiker bekannte Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. die Ruine Montclair und ordnete die Restaurierung der Burg an.
1870 ging die Burg in den Besitz des Geheimrates Eugen von Boch über. Eugen von Boch wollte die Renovierungsarbeiten ebenso, wie am »Alter Turm« in Mettlach fortsetzten.
Die Burg wurde 1945 unter Beschuss genommen, als sich deutsche Soldaten auf dem Burgturm zur Verteidigung stationierten. Die Zinnen des höheren Turmes wurden zerstört. Ebenso die Verbindungsstege zwischen den Türmen.
Die Familie von Boch überließ 1991 die Burgruine Montclair dem Landkreis Merzig -Wadern.
1988 wurde im Landkreis eine Kulturstiftung gegründet, zu der neben der Burg Montclair u.a. auch das Museum Schloss Fellenberg und die römische Villa Borg gehören.
Unter Einsatz von Bundes- und Landeszuschüssen wurde die Burg Montclair 1992/93 durch den Landkreis saniert.
Fakten zur Burg Montclair